DOMRADIO.DE: Was hatten Sie vor Ihrer Diagnose für eine Einstellung zu Wundern?
Thomas Bruckner (Reporter): Vor meiner Diagnose habe ich mich gar nicht wirklich damit beschäftigt, da ich immer ein sehr rationaler Mensch war. Insofern tut man sich mit Wundern schwer, da dieser Gedanke nicht vereinbar mit Rationalität ist.
DOMRADIO.DE: Welche Momente sind ihnen bis heute besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Bruckner: Eine Vielzahl von Momenten sind mir Gedächtnis geblieben. Auf der einen Seite sind es die Voodoo-Priester, welche das Orakel gefragt haben und mir dazu geraten haben, einen Hund, eine Katze und einige Hühner anzuschaffen, die mir daraufhin die Kehle durchschneiden sollten. Zum anderen sind mir die Wunderheiler und Geistchirugen auf den Philippinen noch besonders präsent. Diese sagten, sie können mit bloßen Händen durch die Bauchdecke des jeweiligen Patienten einen Tumor herausziehen.
DOMRADIO.DE: Das klingt zunächst recht ungewohnt für uns. Bei wem oder was mussten Sie da ganz besonders ihrem Mut zusammennehmen?
Bruckner: Den Mut, den man für all diese Dinge braucht, ist, die Rationalität zu verlassen. Man muss den Verstand unterdrücken, denn ansonsten kann man sich nicht darauf einlassen. Man geht zum Beispiel zu einem Geistchirugen auf den Philippinen. Mut ist in diesem Fall notwendig, weil sich der Wunderheiler zwischen den Patienten nicht einmal die Hände wäscht. Da muss man sich überwinden, das zu riskieren. Der Verstand kann das zwar nicht fassen, aber genau diese Grenze zu überschreiten kostet Mut.
DOMRADIO.DE: Mutig waren sie bereits früher schon. Sie waren vor ihrer Erkrankung Snowboard-Profi. Sich mit einem Brett unter den Füßen einen Hang runter zu stürzen, erfordert viel Mut. Würden sie sich als mutigen Mann bezeichnen?
Bruckner: Ja, es klingt zumindest so. Wenn ich jetzt noch einmal auf die Philippinen zurückkomme: Wirklich mutig war ich erst dann. Ich war früher Snowboard-Profi und habe die wildesten Sportgeräte für Medien getestet. Dann stand ich vor diesem Wunderheiler und traute mich eigentlich nicht. Jedoch kam mir dann eine achtzig Jahre alte Schweizerin entgegen, die gerade operiert wurde. Sie wirkte, als ob nichts wäre. In diesem Moment war ich schon im Zugzwang, weil ich, der "wilde Hund", der sich die Skipisten runterstürzt, Angst hat. Dann sah ich diese 80 jährige Frau, die sich nichts daraus machte. Das war dann schon eine komische Rollenverteilung, die ich nicht so stehen lassen wollte.
DOMRADIO.DE: Wie schnell merkt man denn, ob ein Scharlatan am Werk ist oder jemand, der wirklich besondere Fähigkeiten besitzt?
Bruckner: Das ist natürlich immer ein Problem. Es gibt zahlreiche Tipps, wie man angeblich Scharlatane erkennt . Zum Beispiele, wenn diese Menschen sehr viel Geld verlangen, ist da nichts echtes dahinter. All diese Kriterien, sind aus meiner Sicht jedoch nicht von großer Bedeutung. Ich habe zumindest die Erfahrung gemacht, dass es Heiler gibt, die wirklich etwas können und viel Geld verlangen oder andere, die wiederrum kein Geld verlangen. Es gibt Leute, die haben eine starke Ausstrahlung. Ihnen würde man durchaus zutrauen, dass sie besondere Kräfte haben und diese letztendlich dann doch nicht haben. Andere sehen dem gegenüber ganz ,,normal" aus, in keiner Weise besonders, haben jedoch diese Kräfte. Es führt nichts daran vorbei, dass man sich darauf einlässt und versucht, sich mit dem Verstand und mit dem Herzen dieser Thematik zu nähern.
DOMRADIO.DE: Welche Einstellung haben Sie heute zu Wundern?
Bruckner: Aus meiner Sicht gibt es Wunder. Zu dieser Einstellung kann ich mittlerweile auch ganz offen stehen. Jedoch beginnt man oft, an Wundern zu zweifeln. Wenn man solche Dinge oder Phänomene, die einem Wunder nahe kommen, erlebt, beginnt man im Nachhinein diese Ereignisse zu rationalisieren. Das habe ich auch an mir selbst erlebt. Wenn man dann keine Lösung findet, beginnt man, es zu verdrängen. Das ist mir immer wieder aufgefallen.
DOMRADIO.DE: Was ist aus ihrem Tumor geworden?
Bruckner: Den Tumor habe ich leider Gottes noch nicht besiegt. Aber zu meiner Verwunderung ist er die letzten zweieinhalb Jahre nicht gewachsen und hat so gut wie keine Auswirkungen auf meine Gesundheit. Das ist zwar nicht mit einem wirklichen Wunder vergleichbar, aber immerhin ein Anfang. Ich unterziehe mich weiterhin schulmedizinischen Untersuchungen und lasse somit alles kontrollieren. Parallel dazu suche ich aber weiterhin noch Alternativheiler.
DOMRADIO.DE: Das heißt, dass Sie ihre Wundersuche rund um die Welt nicht bereuen?
Bruckner: Nein, die Wundersuche bereue ich auf jeden Fall nicht, da sie mir intensive Erfahrungen geschenkt hat und mein Dasein auf der Erde bereichert hat.