Vor 25 Jahren trat der Vertrag von Maastricht in Kraft

Wie eine Währung das Leben von Millionen Europäern veränderte

Vor 25 Jahren trat der Vertrag von Maastricht in Kraft. Er besiegelte etwas, das das Leben von Millionen Europäern veränderte: den Euro.

Autor/in:
Franziska Broich
Eurozeichen vor der Europäischen Zentralbank / © Harald Oppitz (KNA)
Eurozeichen vor der Europäischen Zentralbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Nie mehr danach glänzten die Euro-Münzen so sehr wie bei ihrer Einführung. Kein Fingerabdruck, keine Gebrauchsspuren waren darauf zu erkennen. Es war der Moment, von dem an Menschen in zwölf europäischen Ländern mit einer Währung bezahlen konnten. Die Geschichte der Münzen und Scheine, die das Leben von Millionen Europäern veränderte, ist lang. Vor 25 Jahren, am 1. November 1993, trat der Vertrag von Maastricht nach jahrelangen Verhandlungen in Kraft.

Mit dem Abkommen, dem die niederländische Provinzhauptstadt ihren Namen gab, wurde aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft die Europäische Gemeinschaft. Es war der Schritt von einer rein wirtschaftlichen zur politischen Gemeinschaft. Neue Politikfelder wie die Außen- und Sicherheitspolitik kamen hinzu, die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion wurde schrittweise eingefügt sowie die Unionsbürgerschaft. Europas Bürger erhielten etwa durch den Vertrag auch das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunalwahlen in dem Land, in dem sie wohnen.

Vorbehalte gegenüber dem politischen Aspekt

Es gibt nur einen Politiker, der damals bereits involviert war und immer noch auf dem europäischen Parkett zu Hause ist: Jean-Claude Juncker. Damals war er Luxemburgs Finanzminister, heute ist er der Präsident der Europäischen Kommission. "Ich hatte den Eindruck, dass wir etwas Großes vorbereiteten", sagte er rückblickend in einem Interview mit dem EU-Parlament. Er habe Vorbehalte gegenüber dem politischen Aspekt des Vertrags gehabt. Doch der Aspekt der Wirtschafts- und Währungsunion sei gut ausgearbeitet und strukturiert gewesen. Der wirtschaftliche Teil habe ihn spüren lassen, dass man sich nach harten Verhandlungen zu neuen Horizonten bewege, so Juncker.

Die Grundsteine für den Vertrag von Maastricht wurden beim EU-Gipfel in Hannover 1988 von Kommissionspräsident Jacques Delors gelegt. Die Staats- und Regierungschefs beauftragten ihn damals damit, einen Ausschuss zu leiten, der die notwendigen Vorkehrungen für eine Europäische Währungsunion abschätzt. Herausgekommen ist das sogenannte Delors-Paket zur Reform und Neuorientierung von EU-Kommission und Gemeinschaftspolitik.

Treibende Kräfte

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) war bei den Vertragsverhandlungen zusammen mit Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterand eine treibende Kraft. Frankreich wollte das ausgewogene Machtverhältnis in Europa bewahren und strebte deshalb eine politischere Union an. Deutschland war es wichtig, die wirtschaftliche Union in den Kontext eines politisch vereinten Europas einzubetten.

Doch es waren nicht nur die Verhandlungen über die Verträge von Maastricht, die schließlich zu dessen Unterzeichnung und Inkrafttreten führten. Deutschlands Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 war ein entscheidendes Ereignis. Es motivierte nicht nur die Deutschen, den Weg der europäischen Einigung nun voranzugehen, sondern auch die Partner in Europa.

"Die Amerikaner und die meisten Europäer glaubten nicht an uns", sagte Juncker. Die Menschen trauten den europäischen Chefs nicht zu, die Krisen zu lösen und wichtige Schritte in Richtung Währungsunion gemeinsam zu gehen. Doch der Ansporn war da. Am 7. Februar 1992 unterzeichneten die Außen- und Finanzminister der damaligen zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in der niederländischen Universitätsstadt den Vertrag von Maastricht. Für Deutschland unterschrieben der damalige Finanzminister Theo Waigel (CSU) und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP).

Stele erinnert an Unterzeichnung

In Maastricht erinnert noch eine Stele an die Unterzeichnung des Vertrags. In den schwarzen Stein sind die weißen Sterne der EU-Flagge eingraviert. Touristen, Maastrichter und Studenten aus ganz Europa radeln täglich vorbei. An der Universität Maastricht ist das Studienfach "Europastudien" zu einem der beliebtesten geworden. Wer in Brüssel arbeitet, trifft immer öfter EU-Beamte, Lobbyisten und Wissenschaftler, die in der Stadt studierten, wo die Politiker damals den Pakt über den Euro unterschrieben.

"Der Euro und ich, wir sind die einzigen Überlebenden des Maastrichter Vertrages", sagte Juncker 2011. 2019 endet seine Amtszeit als Kommissionspräsident.


Quelle:
KNA
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