Klimaforscher sieht Deutschland auch Klimaziele für 2030 verfehlen

"Wenn kein Wunder passiert"

Deutschland wird nach Einschätzung des neuen Direktors des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, wohl auch seine Klimaziele für 2030 nicht erreichen. Jetzt komme es vor allem auf den baldigen Kohleausstieg an.

Ein Plakat mit Aufschrift "Stop Kohle" hängt am Rande des Hambacher Forstes / © Oliver Berg (dpa)
Ein Plakat mit Aufschrift "Stop Kohle" hängt am Rande des Hambacher Forstes / © Oliver Berg ( dpa )

"Die Bundesregierung wird das selbstgesetzte Ziel 2020 verfehlen und wird, wenn kein Wunder passiert, auch das 2030-Ziel verfehlen", sagte er im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. Der Ausstieg sei von strategischer Bedeutung, denn an der Stromerzeugung hänge auch der Klimaschutz im Transportsektor und bei der Wärme, betonte Edenhofer. Wenn Verkehr und Heizung elektrifiziert werden, dann nutze dies nur dann dem Klima, wenn der Strom dafür CO2-frei erzeugt werde.

30 bis 40 Euro

Der Klimaforscher forderte einen Mindestpreis für die Emission von CO2 in die Atmosphäre zusätzlich zum Europäischen Emissionshandel. Wenn die Tonne des Treibhausgases mehr als 30 bis 40 Euro koste, werde die Kohle vom Markt verdrängt, was den Klimaschutz stärken würde, sagte er.

Die Klimavorgaben der Europäischen Union für die Autoindustrie nannte Edenhofer ein "ziemlich laxes Ziel". Die Branche würde es automatisch erreichen, wenn sie ihre Selbstverpflichtung für neue Elektrofahrzeuge einhalten würde. Dies wäre auch im Eigeninteresse der Branche, wenn sie auf den internationalen Märkten etwa in China eine Zukunft haben wolle, erklärte er. Edenhofer löst zusammen mit dem Schweden Johan Rockström den Gründungsdirektor des Instituts, Hans Joachim Schellnhuber, ab.

EU-Parlament einigt sich auf schärferen CO2-Emissionshandel

Das Europaparlament hat sich nach monatelangen Diskussionen auf Vorschläge für einen strengeren Klimaschutz geeinigt. Unter anderem soll die kostenlose Vergabe von Zertifikaten für CO2-Emissionen ab 2027 nach und nach auslaufen, und dann ab 2032 ganz entfallen. Auch soll der Emissionshandel nach der Einigung vom Mittwoch auf Gebäude und den Verkehr ausgeweitet werden - zunächst aber nur bei gewerblicher Nutzung. Beim Emissionshandel (ETS) müssen bestimmte Industrien für den Ausstoß klimaschädlicher Gase wie CO2 bezahlen.

CO2-Ausstoß in der Stahlindustrie / © Jeff Roberson (dpa)
CO2-Ausstoß in der Stahlindustrie / © Jeff Roberson ( dpa )
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epd