US-Priester bekennt sich zu seiner "Ku-Klux-Klan"-Vergangenheit

Späte Beichte

Nach 40 Jahren hat ein katholischer Priester ein dunkles Geheimnis gelüftet. Nach dem brutalen Anschlag von Rassisten auf Gegendemonstranten in Charlottesville (USA) bekennt er sich zu seiner "Ku-Klux-Klan"-Vergangenheit.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Symbolbild: Ku-Klux-Klan / © Erik S. Lesser (dpa)
Symbolbild: Ku-Klux-Klan / © Erik S. Lesser ( dpa )

Ende August geht William Aitcheson in die Offensive. Im "Catholic Herald", der Kirchenzeitung seiner Diözese in Arlington, Virginia, legt der Priester eine späte Beichte ab. Unter der Überschrift "Vom Hass zur Liebe mit Gottes Gnade", gesteht der 63-Jährige eine Sünde aus seinem frühen Leben: Er war beim Ku-Klux-Klan. Er habe keine Entschuldigung dafür, es tue ihm leid, aber er hoffe, man werde ihm verzeihen, schreibt der Priester von "St. Leo the Great in Fairfax". 

Er berichtet auf etwas mehr als einer Seite von der Ironie des Lebens, dass er eine anti-katholische Hassgruppe verlassen habe, um sich ganz der katholischen Sache zu verschreiben und Priester zu werden. Die Bilder vom Anschlag von Charlottesville am 12. August, bei dem eine Frau getötet und 19 weitere Menschen verletzt worden waren, hätten seine Vergangenheit wieder wach gerufen, schreibt er.

Gelegenheit für einen reinen Tisch

Doch das ist nicht ganz richtig. Vielmehr war es die Recherche eines freien Journalisten, der sich in der Diözese gemeldet hatte mit der Frage, ob Father Aitcheson identisch sei mit dem Aitcheson, der 1970 verhaftet worden war. Die Kirchenoberen konfrontierten ihren Priester mit der Behauptung. Aitcheson sah die Gelegenheit gekommen, reinen Tisch zu machen.     

"Meine Handlungen waren verabscheuenswürdig", gibt der Mann, der als Geistlicher in seiner Gemeinde Ansehen erworben hat, zu Protokoll. Es falle ihm schwer zu glauben, was er damals getan habe. Zum Beispiel der Drohbrief aus dem Februar 1976 an eine berühmte Schwarze. Sie solle nach Afrika gehen, oder jemand werde sie aufhängen, schrieb Aitcheson. Adressatin des Briefes war keine geringere als die Witwe Martin Luther Kings, Loretta Scott-King.

Symbolfigur aus dem Bürgerkrieg

Ein Jahr später veröffentlicht die Washington Post einen Artikel, in dem sie Aitcheson als führendes Mitglied, als "erhabener Zyklop" der "Robert E. Lee Lodge of the Marylands Knights of the KKK" identifiziert. Lee ist im Süden eine Symbolfigur aus dem Bürgerkrieg, der für die Aufrechterhaltung der Sklavengesellschaft kämpfte.

Im Keller von Aitchesons Elternhaus stößt die Polizei auf ein ganzes Waffenarsenal. Auch Sprengstoff zur Herstellung von Rohrbomben. Er bekennt sich schuldig an mehreren der berüchtigten Kreuzverbrennungen des rassistischen Klans teilgenommen zu haben. Ein Gericht verurteilt ihn zu 90 Tagen Haft und einer Geldstrafe von rund 20.000 Dollar.   

Symbolfigur aus dem Bürgerkrieg

Eines seiner Terror-Opfer war das schwarze Ehepaar Butler. Im Vorgarten ihres Hauses entzündet Aitcheson 1977 das berüchtigte und als Drohung eingesetzte Kreuz des Ku-Klux-Klans. Fünf Jahre danach besucht der damalige US-Präsident Ronald Reagan das Paar. Das sei nicht etwas, "was in Amerika passieren sollte", zitiert die "Washington Post" Reagan. Eine Reaktion, die so ganz anders ausfällt als die des amtierenden Präsidenten Donald Trump, der zunächst die Rassisten von Charlottesville unerwähnt lässt, und dann mehrfach, nach heftiger Kritik geringfügig nachbesserte.  

Aitchison hat in seinem "Bekennerschreiben" nun mitgeteilt, er werde seine Priesteraufgaben vorübergehend ruhen lassen. Seine Diözese steht zu ihm und lässt auch erkennen, dass sie ihn unterstützen will, die noch offenen 20.000 Dollar an Strafen zu begleichen. Geld, das den Butlers zusteht.

"Aber du wusstest was du getan hast."

"Father Aitcheson versteht seine Verpflichtung vollkommen", teilt die Diözese in einer Erklärung mit. Phillip und Barbara Butler haben bis vor wenigen Tagen nicht gewusst, dass ihr damaliger Peiniger nun Priester ist. Unklar ist, wann die Diözese vom Vorleben des Klerikers gewusst hat. Konfrontiert mit dem Alptraum in ihren jungen Jahren haben es die Butlers abgelehnt, über Details von damals zu sprechen. Nur soviel ließ Barbara Butler William Aitchison wissen und zitierte dabei die Bibel: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Und sie fügte gegenüber Reportern hinzu: "Aber du wusstest was du getan hast."


Quelle:
KNA