"Wenn du nur einen Tag mit meinen Augen sehen und in meinen Schuhen laufen könntest, du würdest mich verstehen." Bis heute erinnert sich die Schauspielerin Renan Demirkan an die Worte ihrer Mutter. Sie sind der Leitfaden für den Aktionstag "Lasst uns reden" am Sonntag. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat für diesen deutschlandweit einmaligen Tag die Schirmherrschaft übernommen, der Menschen auf vielfältige Weise miteinander ins Gespräch zu bringen will – in Bürgerzentren, Kirchen, öffentlichen Plätzen und an privaten Orten.
Warum der Aktionstag?
Für Renan Demirkan war der Brexit der Auslöser, einen Weg zu finden, Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Lebenssituationen ins Gespräch zu bringen, damit sie wieder das Gemeinsame entdecken und nicht dem Klima der Angst verfallen und sich abgrenzen. "Wenn man sich kennenlernt, will man den anderen weder erschlagen, noch unterdrücken oder demütigen, sondern entdeckt das Gemeinsame".
Religionsfreiheit und Armut
Das Programm von "Lasst uns reden" verspricht eine bunte Vielfalt. In Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen, mit Musik und durch Ausstellungen sollen Menschen angeregt werden, über Nachbarschaft, Rassismus oder Demokratie gestalten nachzudenken. Der Sozialdienst katholischer Frauen unterstützt die Diskussion über "Armut und Demokratie" in der Volksbühne am Rudolfplatz, denn besonders Frauen sind von der Armutsfalle betroffen. In der Kartäuserkirche sprechen Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften über "Demokratie und Religionsfreiheit". Diakon Jens Freiwald, Referent des Kölner Stadtdechanten, wird die katholische Position vertreten. Ihm ist es wichtig zu vermitteln, dass "die Gewissensfreiheit des Einzelnen unbedingt zu respektieren ist".
Mehrere Kamerateams sind an diesem Sonntag unterwegs, um die vielen Aktionen, Gespräche und Kulturveranstaltungen zum Thema "Lasst uns reden" zu dokumentieren. Renan Demirkans großer Wunsch ist, dass "wir von Köln ein Wir in die Welt schicken können". Und – dass es auch im nächsten Jahr wieder heißt in Köln: "Lasst uns reden".