Die Mitglieder der konservativen Regierungspartei Fine Gael haben sich in einer historischen Urabstimmung, die seit Montag im Land lief, für Leo Varadkar als neuen Vorsitzenden ihrer Partei entschieden. Das Endergebnis lag bei 60 Prozent für den 38-Jährigen, der damit der jüngste Premierminister in der Geschichte des Landes sein wird.
Laut der am Freitagabend veröffentlichten Wahlergebnisse, konnte sich der Arzt und amtierende Sozialminister Varadkar aufgrund der breiten Unterstützung innerhalb der Fraktion, die insgesamt einen Stimmanteil von 65 Prozent am Gesamtergebnis hat, gegen seinen Rivalen, Simon Coveney, durchsetzen. Hier votierten 51 der Abgeordneten und Senatoren für Varadkar; 22 für Coveney. In der Parteibasis, der ein Stimmanteil von 25 Prozent zugesprochen wird, sprach sich allerdings nur ein Viertel der Wähler für Varadkar aus. 10 Prozent des Gesamtvotums wird von Kommunalvertretern bestimmt, die sich zu 55 Prozent für Varadkar aussprachen.
Nun muss Leo Varadkar noch vom Parlament als Nachfolger des amtierenden Premierministers Enda Kenny in einer Wahl bestätigt werden. Dies gilt jedoch als sicher.
Ein "irischer Emmanuel Macron"?
Der Sohn eines indischen Vaters und einer irischen Mutter hatte sich vor zwei Jahren - im Vorfeld des irischen Referendums zur sogenannten Schwulenehe - als erstes Kabinettsmitglied Irlands als homosexuell geoutet. 62 Prozent der Iren sprachen sich damals für das Recht auf Ehe von gleichgeschlechtlichen Partnern aus. Noch bis 1993 galt Homosexualität in Irland als Verbrechen. Die Wahl Varadkars, dessen sexuelle Orientierung laut Medienberichten im Wahlkampf keine Rolle spielte, wird nun als weiterer Meilenstein für die zunehmend liberale Gesellschaft des einst stark katholisch geprägten Landes interpretiert. Varadkar selbst hat im Wahlkampf seinen familiären und persönlichen Hintergrund nicht betont und sich stattdessen als der "irische Emmanuel Macron" inszeniert.
Im Mai war Enda Kenny nach 15 Jahren im Amt von seinem Posten als Parteivorsitzender zurück getreten. Seit 2011 war der heute 66-Jährige zudem der irische Premierminister und führte das Land aus der Finanzkrise.