Nobelpreisträger de Klerk mahnt gesellschaftliche Vielfalt an

"Nutzt die Chance, glaubt an eure Ideale"

Der frühere südafrikanische Staatspräsident Frederik Willem de Klerk hat zum Einsatz gegen kulturelle, religiöse und ethnische Diskriminierung aufgerufen: "Die Zeit der monoethnischen Gesellschaften ist vorbei."

Vielfalt in Deutschland / © Wolfgang Kumm (dpa)
Vielfalt in Deutschland / © Wolfgang Kumm ( dpa )

"Die Bevölkerungen werden immer heterogener", sagte de Klerk am Montagabend bei der diesjährigen Friedensnobelpreisträger-Rede in der Dresdner Frauenkirche. Diese Vielfalt zuzulassen und zu gestalten, sei eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der heute 81-Jährige erhielt 1993 gemeinsam mit Nelson Mandela (1918-2013) den Nobelpreis für die friedliche Beendigung des Apartheid-Regimes.

Keine Quelle für Konflikte

De Klerk erläuterte, fast alle Konflikte weltweit hätten gegenwärtig ihre Ursachen in religiösen oder ethnischen Differenzen. Die Aufnahme unterschiedlichster Migrantengruppen sei auch innerhalb der EU zu einem Hauptstreitpunkt geworden, bestimme Wahlen und lasse rechtsnationale Parteien erstarken. "Vielfalt ist aber nicht zwangsläufig eine Quelle für Konflikte", so de Klerk.

Er rief dazu auf, Normen zu entwickeln, die ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen ermöglichen. "Dabei muss auch eine Übereinkunft gefunden werden, welche Werte das gemeinsame gesellschaftliche Fundament ausmachen", so der Friedensnobelpreisträger. Wichtig sei, kulturelle Minderheiten als "Teil des Ganzen" zu würdigen und dafür zu sorgen, dass sie sich auch vertreten fühlen. Multikulturelle Freiheit sei "unverzichtbarer Teil der menschlichen Entwicklung".

Wille und Mut

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) sagte, de Klerk habe mit Mut und Entschlossenheit "festgefahrene Strukturen aufgebrochen" und sein Land mit Mandela aus der Apartheid geführt. Der Minister betonte, es brauche für Friedensprozesse den Willen, aufeinander zuzugehen und sich auch uneigennützig für eine Sache einzusetzen.

"Gesellschaftliche Evolution braucht immer die Jugend", so de Maiziere. Er appellierte er an die junge Generation: "Nutzt die Chance, glaubt an eure Ideale, sät Hoffnung, sprecht mit Kritikern und suchet der Stadt Bestes."

Veränderung immer möglich

Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing erinnerte daran, dass de Klerk zunächst ein Verteidiger der Apartheid gewesen sei, dann aber als Staatspräsident 1989 bis 1994 die Südafrikaner zum Wandel bewegte. Veränderung sei "immer möglich".

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) würdigte die "außergewöhnliche politische Leistung" de Klerks, der "auf die Kraft der Versöhnung und des Ausgleichs" gesetzt und damit Südafrika in eine bessere Zukunft geführt habe. Er sei damit auch ein Vorbild für Deutschland und Europa, sich im Zusammenleben stets von Respekt, Toleranz und Offenheit leiten zu lassen - "ganz gleich, welche Hautfarbe ein Mensch hat, aus welcher Kultur er kommt oder welcher Religion er angehört".


Frederik Willem de Klerk (r.) mit Nelson Mandela im Jahr 1993 / © N.N. (KNA)
Frederik Willem de Klerk (r.) mit Nelson Mandela im Jahr 1993 / © N.N. ( KNA )
Quelle:
KNA