Tag der Berufungen im Albertinum

"Das Leben selbst ist ein Ruf"

Junge Männer, die sich die Frage stellen "Priester - ist das ein Weg für mich?" treffen sich am kommenden Wochenende im Theologenkonvikt im Erzbistum Köln. Pfarrer Regamy, Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral, gestaltet das Wochenende.

Junge Männer interessieren sich für den Priesterberuf / © Benedikt Plesker (KNA)
Junge Männer interessieren sich für den Priesterberuf / © Benedikt Plesker ( KNA )

domradio.de: Der Kölner Erzbischof, Kardinal Woelki, hat noch vor wenigen Tagen bei domradio.de über Berufung gesprochen. Eine Botschaft war dabei: "Gott ruft eigentlich jeden von uns!" - Wie müssen wir uns das vorstellen, ruft er bei dem einen etwas lauter als beim anderen?

Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln):

Ich würde es wesentlich globaler denken. Das Leben selbst ist ein Ruf. Gott hat mich ins Leben gerufen. Und ich bin fest davon überzeugt, und davon ist auch unsere Glaubensgemeinschaft überzeugt, dass jeder Menschen berufen ist, in seinem Leben immer mehr Bote und Botin des Evangeliums zu werden und Zeuge und Zeugin Jesu Christi. Und das ist die Grundberufung, die wir alle in uns tragen, schon alleine durch die Taufe. Und daran schließen sich dann andere Berufungen an. Berufen sein als Priester oder als Pastoralreferentin, als Ordensschwester, als Ehefrau, als Mutter, Vater... Das sind alles Berufungen, die dann auf diese Grundberufung aufbauen.

domradio.de: Und da muss man dann ganz genau hinhören und rausbekommen, was will Gott eigentlich von mir persönlich?

Pfarrer Regamy: Genau, das ist eben auch die Verantwortung, die in unsere Freiheit gelegt ist,  der Frage nachzugehen, was willst du, Gott, was ich tue. Wie kann ich immer mehr dir dienen, wie kann ich immer mehr Christus ähnlich werden?

domradio.de: Wenn Sie so ein Info-Wochenende wie jetzt in Bonn machen: Was sind da die wichtigsten Fragen oder Aspekte für die Teilnehmer?

Pfarrer Regamy: Ich merke, dass in den letzten Jahren immer mehr  die Frage im Raum steht: Wie schaffe ich es, eine Lebensentscheidung zu treffen, Mut aufzubringen und Mut zu finden, um einer Entscheidung zu folgen? Das wird meiner Meinung nach immer mehr geprägt von den Zeiten, in denen wir leben, in denen viele Optionen offenstehen und es dann doch dem einen oder anderen schwerfällt, alle anderen Optionen auszuschließen und sich ganz und gar festzulegen.

domradio.de: Haben Sie denn Kriterien, nach denen Sie persönlich nachempfinden können, ob da tatsächlich ein junger Mann für den Beruf des Priesters geeignet ist, ob er wirklich berufen ist oder vielleicht doch eher nicht und das vielleicht verwechselt mit etwas anderem?

Pfarrer Regamy: Es gibt verschiedene Kriterien. Meine Aufgabe ist es aber erst einmal nicht zu bewerten, meine Aufgabe ist es, wohlwollend und großzügig und großherzig diesen jungen Menschen zu begleiten, zu hören und alle möglichen Unterstützungen zukommen zu lassen, damit er Klarheit gewinnt. Wo ich aber schon immer wieder gerne darauf hinweise, ist, dass jede Berufung eine Grundfreude mit sich bringen sollte. Es ist nicht so, dass der Herr uns zwingt etwas zu tun, wo wir selbst  nicht Freude empfinden. Leben in Fülle, das ist für mich immer wieder auch grundsätzlich verbunden mit einer Berufung und das sollte man auch schon im Blick haben.

domradio.de: Immer weniger junge Menschen sind ja kirchlich sozialisiert, das heißt ja aber auch, dass Berufungsgeschichten heute oft anders sind als noch vor 20, 30 Jahren - wie sind da Ihre Erfahrungen?  

Pfarrer Regamy: Die Geschichten sind anders geworden, aber was gleich geblieben ist, ist dass diese Geschichten alle mit konkreten Menschen zu tun haben. Es gibt einen Menschen, nicht immer, aber doch häufig einen Menschen, der mich auf die Idee gebracht hat, eine Frage zu stellen, die bislang nicht im Raum stand. Wieso nicht neu denken? Wieso nicht vielleicht diesen Weg gehen? Wieso nicht mein Leben noch mal neu orientieren? Und daher möchte ich auch immer wieder in den Gemeinden die Menschen ermutigen diese markanten Persönlichkeiten zu sein. Menschen mit der Frage zu konfrontieren, wohin gehst du, was willst du und was will Gott von dir? Und da braucht man keine klassische katholische Sozialisationserfahrung zu haben, um diesen Fragen auch noch mal auf den Grund zu gehen, zumindest die Frage sich zu stellen "wohin gehst du?".

domradio.de: Ihr Job ist die Berufungspastoral hier in der Erzdiözese Köln. Was sind denn da  für Sie die wesentlichen Tätigkeitsfelder  neben der Organisation solcher Wochenenden - wie kann man also junge Menschen zum Beispiel für den Priester-Beruf begeistern?

Pfarrer Regamy: Ich habe mir vorgenommen, in diesen Jahren, in denen ich hier den Dienst tun darf, alle Gemeinden des Erzbistums zu besuchen, da bin ich auch unterwegs. Gestern war ich in drei verschiedenen Städten. Ich versuche diese Themen in den Gemeinden in den Mittelpunkt zu rücken, vor allem aber besuche ich Schulen und Firmgruppen, um mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, die an der Schwelle zur Entscheidung stehen, wie ihr Leben verlaufen mag. Zu dem Treffen mit den interessierten jungen Männern am nächsten Wochenende werden sicher nicht alle 26 den Weg weiter verfolgen, aber es ist für mich schon ein großer Zugewinn, zu sagen, wir haben als Diözese den Menschen die Gelegenheit geboten, sich ernsthaft diese Frage zu stellen.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR