Onlinepetition will posthum polnischen Lastwagenfahrer ehren

Zeichen des Dankes

Nach dem Berliner Terroranschlag wollen Deutsche und Polen der Familie des getöteten polnischen Lkw-Fahrers helfen. Inzwischen findet auch die Idee einer hohen Ehrung breite Unterstützung.

Trauer nach dem Anschlag in Berlin / © Rainer Jensen (dpa)
Trauer nach dem Anschlag in Berlin / © Rainer Jensen ( dpa )

"Wir kriegen Unmengen an Anfragen, wie man die Familie unseres Kollegen Lukasz finanziell unterstützen kann", schrieb Ariel Zurawski, Speditionsbesitzer und Cousin des Opfers, auf der Facebookseite des Unternehmens bei Stettin. Der 37-Jahre alte Fahrer, dessen Wagen der Täter wohl am Montag kidnappte und anschließend in die Menge auf dem Weihnachtsmarkt lenkte, hinterlässt seine Frau und einen 17 Jahre alten Sohn. "Wir danken für jedes gute Wort, jeden Rat und jede Hilfe", schrieb Zurawski. "Es ist unglaublich, was für eine Kraft in Menschen steckt."

Möglicherweise Schlimmeres verhindert

Zunächst hieß es Berichten zufolge, dass der Pole dem Terrorverdächtigen ins Lenkrad gegriffen haben soll und dadurch möglicherweise ein größeres Blutbad verhindert haben. Nach der Tat wurde er erschossen in der Fahrerkabine aufgefunden. Für diese mögliche Heldentat sollte der Lkw-Fahrer nach Meinung vieler Internetnutzer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden.

Entgegen dieser ersten Vermutungen hat der beim Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlag getötete polnische Lastwagenfahrer offenbar doch nicht mehr ins Geschehen eingreifen können. Wie die «Bild»-Zeitung (Dienstag) berichtet, hätten die abschließenden Obduktionsergebnisse ergeben, dass der Attentäter schon früher auf Lukasz U. geschossen habe. Demnach erlitt der Pole schon zwischen 16.30 und 17.30 Uhr einen Kopfschuss und verlor viel Blut. Der Sattelschlepper wurde um kurz nach 20 Uhr am 19. Dezember in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gesteuert.

Wie es mit der Petition weiter geht, ist derzeit nicht klar. Die Idee dieser hohen Ehrung für den am Berliner Breitscheidplatz getöteten polnischen Lastwagenfahrer findet immer mehr Unterstützer. Bis zum Montagvormittag hatten bereits mehr als 31.400 Menschen eine entsprechende Onlinepetition für Lukasz U. bei "change.org" unterzeichnet. Lukasz U. gehört zu den insgesamt zwölf Todesopfern des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Die Unterschriften sollen Bundespräsident Joachim Gauck übergeben werden.

Zeichen der Freundschaft und Aussöhnung

Die Initiatorin Constanze Stelzenmüller begründete ihren Vorstoß mit den Worten, der polnische Lastwagenfahrer habe vermutlich viele Menschenleben gerettet "und ein großes Zeichen gesetzt für die Freundschaft und Aussöhnung zwischen unserem Land und Polen, dem unsere Vorfahren Furchtbares angetan haben". Weiter heißt es in dem Aufruf. "Alle Deutschen, nicht nur die Berliner, haben Grund, seiner zu gedenken, und seinen Hinterbliebenen (seiner Frau und seinem Sohn) zu danken."


Quelle:
epd , dpa