Bundespräsident Joachim Gauck lobte anlässlich der Preisverleihung am Montagabend in Berlin die Arbeit Tiphagnes und die der "zahlreichen mutigen Frauen und Männer" an seiner Seite. "Die Gemeinschaft hellhöriger und engagierter Bürger ist von elementarer Bedeutung für den Schutz der Menschenrechte. Umgekehrt kann sich wahre, humane Gemeinschaft nur dort entfalten, wo elementare Rechte gewahrt sind", bekräftigte Gauck laut Redemanuskript.
Zugleich würdigte Gauck die Arbeit von Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation leiste einen unverzichtbaren Beitrag zum Prinzip gemeinschaftlicher Teilhabe und Verpflichtungen. Das sei gerade in Zeiten, in denen die universelle Bedeutung der Menschenrechte vielerorts relativiert werde, unvergleichlich wichtig. "Eine Tradition der Folter, eine Kultur der Entrechtung und Gewalt gegen Andersdenkende oder Andersgläubige, gegen Frauen, Homosexuelle oder Migranten ist mit den Menschenrechten nicht vereinbar. In keinem Land der Welt!"
Gründer von People's Watch
Der 59-jährige Tiphagne ist Gründer der indischen Menschenrechtsorganisation People's Watch. Seit mehr als 20 Jahren recherchiert und dokumentiert People's Watch Menschenrechtsverletzungen und vertritt Betroffene vor Gericht. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Menschenrechtsbildung: 1997 gründete Tiphagne ein Institut, das Fortbildungen für Lehrer organisiert und Schulprogramme betreut, in denen über Menschenrechte informiert wird.
Seine leidenschaftliche Arbeit gegen Folter und Diskriminierung sei herausragend und eine Inspiration für Aktivisten weltweit, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Selmin Caliskan. Immer wieder sei People's Watch Schikanen der Regierung ausgesetzt, aber lasse sich dadurch nicht einschüchtern. So seien mehrfach die Bankkonten der Organisation eingefroren worden.
Der mit 10.000 Euro dotierte Menschenrechtspreis der deutschen Amnesty-Sektion geht alle zwei Jahre an Persönlichkeiten und Organisationen, die sich unter schwierigen Bedingungen für Menschenrechte einsetzen. In diesem Jahr wird der Preis zum achten Mal verliehen.