Neuer Kurs von Kardinal Woelki kommt bei den Laien gut an

Wandel im Erzbistum Köln

Eine schwindende Anzahl von Klerikern und mehr Verantwortung für die Laien - das Erzbistum Köln ist im Wandel begriffen. Für einen Umgang "auf Augenhöhe" zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen setzt sich Kardinal Woelki ein und für Teamarbeit mit viel Transparenz. 

Autor/in:
Andreas Otto
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbistum Köln)

An diesem Wochenende haben die Priester im Erzbistum Köln predigtfrei. In den Gottesdiensten kommt der Chef selbst zu Wort. Seit fast eineinhalb Jahren ist Erzbischof Rainer Maria Woelki im Amt - und in seinem diesjährigen Fastenhirtenbrief "Mitten unter euch" lässt der Kardinal sich darüber aus, wie er sich die Kirche von morgen in und um Köln vorstellt. (Lesen Sie hier das Interview mit Kardinal Woelki zum Thema.) Mit dem angekündigten Kurs erntet er Zustimmung bei den Laien.

Die Laien. Um sie kreist das Wort des Erzbischofs. Den Begriff verwendet er in seinem Schreiben allerdings gar nicht, er spricht von Getauften und Gefirmten mit Fähigkeiten und Begabungen. Und darauf setzt der Kardinal bei der Gestaltung der Zukunft - zumal Priester und pastorale Mitarbeiter weniger werden. Eine von Hauptberuflichen "versorgte Kirche" werde es nicht länger geben können, "sondern eine miteinander gestaltete", so Woelki.

Neue Formen der Partizipation 

Die Laien fühlen sich angesprochen wie selten zuvor. Für einen Umgang "auf Augenhöhe" zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen setzt sich der Kardinal ein und für Teamarbeit mit viel Transparenz. Das angekündigte Klima der Kooperation stößt beim Diözesanrat der Katholiken auf positives Echo. "Wir begrüßen diese neue Form der Partizipation ausdrücklich", reagierte die oberste Laienvertretung auf den Hirtenbrief.

Das ist eine andere Tonlage als in den Zeiten von Joachim Kardinal Meisner, der sich noch 2013 am Papier "Mut zum Handeln" des Diözesanrats stieß und vor einer Klerikalisierung der Laien warnte. Dabei unterscheidet auch Woelki zwischen verschiedenen Diensten und Rollen. Zugleich betont er aber, dass es "keine unterschiedliche Würde der Getauften" gebe. Nun sollten doch bitte alle gemeinsam überlegen, wie sich die Kirche in die weniger religiöse Gesellschaft einbringt und attraktiv macht.

In der Fläche präsent 

Das klingt bewusst offen und unkonkret, denn der Erzbischof will einen "geistlichen Prozess" beleben. Ein paar Vorgaben hat Woelki aber doch gemacht. An der gegenwärtigen Pfarreien-Struktur will er nicht rütteln, eine langjährige "Personal- und Pastoralplanung" hält er gar für unrealistisch. An diesem Punkt wird deutlich, dass er den Laien nicht nur mehr Mitgestaltung zugesteht, sondern auch zumutet. Pfarreien und Seelsorgebereiche würden zwar von Priestern geleitet. Doch Gemeinden und Kirchorte unterhalb dieser Ebene sollen dann von kleinen Gruppen geleitet werden, die Kirche in der Fläche präsent halten.

Bleibt die unterste Ebene des Erzbistums zumindest vorläufig von Umstrukturierungen unberührt, hat der Kardinal auf anderen Ebenen einen Wechsel eingeleitet. Weil in den zurückliegenden Jahren Gemeinden in größeren Seelsorgebereichen zusammengefasst wurden, passte die mittlere Struktur nicht mehr. An die Stelle der rund 50 Dekanate sind nun 15 Stadt- und Kreisdekanate getreten.

Laien im Diözesanpastoralrat

Weit mehr als eine nur organisatorische Neuerung bedeutet der zu Jahresbeginn eingesetzte Diözesanpastoralrat als zentrales Beratungsgremium des Erzbischofs. Früher übte diese Funktion der nur aus Klerikern bestehende Priesterrat aus. In dem neuen Gremium mit 70 Vertretern sind nun auch zahlreiche Laien vertreten - ganz im Sinne der neuen Linie Woelkis. Auch bei den Finanzgremien der Erzdiözese sorgte der Kardinal für eine Stärkung der Laien, etwa beim neuen Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat. 21 der 27 Mitglieder werden von Delegierten aus den Kirchenvorständen in Gemeinden gewählt und nur zwei vom Priesterrat und vier vom Erzbischof bestimmt.

Im Unterschied zum Vorgängergremium sind nun aber nicht mehr Generalvikar, Finanzdirektor und Verwaltungsleiter vertreten. Zugleich wurde die Kompetenz des Gremiums ausgeweitet, dass nun außer über den Hebesatz der Kirchensteuer auch über den Wirtschaftsplan entscheidet. Gleichsam demokratisch legitimiert wird auch der Umgang mit Vermögen. Bislang war der Diözesanverwaltungsrat mit Generalvikar und Hauptabteilungsleitern der Bistumsverwaltung bei der Veräußerung von Vermögen einzuschalten. Dem neuen Vermögensrat gehören künftig sieben Personen an - und die werden fortan vom weitgehend gewählten Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat entsendet.


Quelle:
KNA