Deutsch-polnische Ausstellung über Versöhnung nach 1945

Von Tabubrechern und Meilensteinen

Eine neue deutsch-polnische Ausstellung informiert in Berlin und Breslau über die Verständigung beider Länder nach 1945. Im Mittelpunkt steht der Beitrag der katholischen Kirche - sie rief in einem Briefwechsel zur Versöhnung auf.

Karl Kardinal Lehmann und Jozef Michalik beim 40. Jahrestag des deutsch-polnischen Briefwechsels / © Katharina Ebel (KNA)
Karl Kardinal Lehmann und Jozef Michalik beim 40. Jahrestag des deutsch-polnischen Briefwechsels / © Katharina Ebel ( KNA )

Am Mittwoch (18. November) wurden die Ausstellungen eröffnet, Anlass war der Start des Briefwechsels der polnischen und deutschen Bischöfe vor 50 Jahren. Die Schau mit Fotos und Dokumenten wurde von der Maximilian-Kolbe-Stiftung und einer polnischen Partnerorganisation im Auftrag der Bischofskonferenzen beider Länder erarbeitet.

Beim Berliner Auftakt am Mittwochabend im Kronprinzenpalais bezeichnete der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick den Briefwechsel als "wichtige Initialzündung" der Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hob die von beiden Seiten ausgesprochenen Worte "Wir vergeben und bitten um Vergebung" hervor. Die Annäherung sei "voller Widerstände und Hindernisse auch in der Kirche" gewesen, räumte Schick ein. Er lobte, dass die Ausstellung die Versöhnung nicht als "abgeschlossene Erfolgsgeschichte" darstelle, sondern zur weiteren Annäherung ermutige.

Erinnerung an Evangelische Ostdenkschrift 

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte den Briefwechsel als "Meilenstein". Sie betonte, "wieviel Mut und visionäre Kraft aus den Zeilen der polnischen Bischöfe sprechen, die damit den ersten Schritt der Versöhnung wagten". Mit ihrer "Pionierleistung" hätten sie den Boden für die revolutionären Veränderungen von 1989 bereitet. Grütters rief wie der polnische Botschafter Jerzy Marganski die Kirchen auf, auch in den heutigen Krisen Europas "eine moralische und politische Avantgarde-Rolle zu übernehmen".

Der Chef des Bundespräsidialamtes, Staatssekretär David Gill, erinnerte auch an den Beitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Versöhnung. Mit ihrer Ostdenkschrift vom Oktober 1965 und deren Plädoyer für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sei auch sie ein "Tabubrecher" gewesen. Die Denkschrift habe in Deutschland eine ähnliche Kontroverse ausgelöst wie die Initiative der katholischen Bischöfe in Polen. Damit hätten die Kirchen aber "das Fundament für die neue Ostpolitik" unter Bundeskanzler Willi Brandt (SPD) gelegt.

Der Vorstandsvorsitzende der Maximilian-Kolbe-Stiftung, Peter Weiß (CDU), kündigte an, die Schau unter dem Titel "Pojednanie/Versöhnung in Progress" werde in verkleinerter Form auch als Wanderausstellung in anderen Städten Deutschlands und Polens sowie in Rom gezeigt.    

Versöhnung zwischen polnischen und deutschen Bischöfen

18. November 1965: Während des Zweiten Vatikanischen Konzils laden die polnischen Bischöfe ihre deutschen Amtsbrüder zur 1966 anstehenden 1.000-Jahr-Feier der Christianisierung Polens ein. Das Schreiben endet mit den Worten: "In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung."

Deckblatt der Botschaft der polnischen Bischöfe 1965 (Historisches Archiv des Erzbistums Köln bzw. AEK, CR III 352)
Deckblatt der Botschaft der polnischen Bischöfe 1965 / ( )
Quelle:
KNA