Flüchtlingstragödie in Österreich

Tote Flüchtlinge in Schlepperfahrzeug gefunden - Caritas fordert Konsequenzen

In Österreich sind in einem Schlepperfahrzeug die Leichen von Flüchtlingen entdeckt worden. Offenbar sind die Menschen erstickt.

Viele tote Flüchtlinge in LKW entdeckt / © Hans Punz (dpa)
Viele tote Flüchtlinge in LKW entdeckt / © Hans Punz ( dpa )

Die Polizei geht zur Zeit von etwa 50 Toten aus. Sie wurden in einem Kühlfahrzeug auf der A4 entdeckt. Die Fahndung nach den verschwundenen Schleppern laufe auf Hochtouren.

Der Lkw war in einer Pannenbucht im Autobahnabschnitt bei Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) abgestellt. Aus dem Laderaum quoll laut Doskozil Verwesungsflüssigkeit. Der Wagen sei wahrscheinlich am Mittwoch dort abgestellt worden. Die Flüchtlinge könnten aber schon früher gestorben sein. Mitarbeiter des Autobahn-Streckendienstes Asfinag hätten den abgestellten Laster entdeckt. Ob die Menschen beim Transport erstickt sind, wie in verschiedenen österreichischen Medien vermutet wurde, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Für die weiteren Ermittlungen wurde ein Krisenstab eingerichtet.

Merkel: "Mahnung an Europa"

"Diese Tragödie macht uns alle betroffen", betonte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). "Schlepper sind Kriminelle. Und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen". Das Drama müsse ein "Signal an die europäische Ebene" sein, fordert die Ministerin. Es müssten an den EU-Grenzen endlich Außenstellen geschaffen werden, in denen Flüchtlinge sofort Schutz bekommen. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) sagte, die organisierte Schlepperei müsse europaweit konsequent bekämpft werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bestürzt auf die Flüchtlingskatastrophe reagiert. "Wir sind alle erschüttert von der entsetzlichen Nachricht", sagte Merkel am Rande der Westbalkan-Konferenz in Wien. "Das waren Menschen, die auf dem Weg waren, um mehr Sicherheit und Schutz zu suchen und dabei einen so tragischen Tod erleiden mussten." Die Tragödie sei eine Mahnung an Europa, die Migrationsprobleme schnell und im europäischen Geist der Solidarität anzugehen und Lösungen zu finden.

Caritas fordert "gemeinsamen Plan für Menschen auf der Flucht"

Die österreichische Caritas verlangte die Vergabe humanitärer Visa. "Wer Schleppern das Handwerk legen will, muss für rasche, sichere Zugänge zu Asylverfahren Sorge tragen", erklärte Caritas-Präsident Michael Landau. Besonders für verletzliche Gruppen wie Kinder und kranke Menschen müsse ein sicherer Weg für die Einreise in die EU gelegt werden.

Die Tragödie mache einmal mehr deutlich, wie nötig es sei, "dass Europa einen gemeinsamen Plan für Menschen auf der Flucht ins Lebens ruft, der der Genfer Flüchtlingskonvention und der humanitären Tradition dieses Kontinents entspricht", so der Caritas-Präsident. Gleichzeitig forderte Landau "verlässliche und ausreichende Hilfe" für die Nachbarländer Syriens. Weil es für die Millionen Kriegsflüchtlinge dort keine ausreichende Unterstützung gebe, müssten sie ihre Flucht nach Europa fortzusetzen. "Das Sterben an den Grenzen und in Europa muss ein Ende haben", erklärte Landau.


Quelle:
dpa