Syrienkonflikt befördert Kinderarbeit

"Kleine Hände - große Bürde"

Die Lebensbedingungen von Millionen von Familien haben sich durch den Syrien-Konflikt stark verschlechtert. In den betroffenen Regionen ist Kinderarbeit die oft vergessene Konsequenz.

Kinderarbeit (dpa)
Kinderarbeit / ( dpa )

Der anhaltende Krieg in Syrien treibt offenbar mehr und mehr Kinder in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse. Fast 50 Prozent aller syrischen Flüchtlingshaushalte in Jordanien verlassen sich auf ihre Kinder als zusätzliche oder einzige Einnahmequelle, wie es in einem Bericht von Unicef und "Save the Children" heißt. Im Libanon würden bereits sechsjährige Syrer als Arbeitskräfte missbraucht. Und im Irak arbeiteten 77 Prozent aller syrischer Flüchtlingskinder. Die Studie der Kinderhilfswerke wurde am Donnerstag in der jordanischen Hauptstadt Amman veröffentlicht.

Die meisten Flüchtlingskinder werden demnach für ihre Arbeit sehr schlecht bezahlt. So erhalten sie für das Kartoffelernten im libanesischen Bekaa-Tal umgerechnet vier US-Dollar (etwa 3,60 Euro) pro Tag. Vor der Krise seien erwachsene Arbeiter dort mit etwa zwei US-Dollar pro Stunde bezahlt worden, hieß es in dem Bericht "Kleine Hände - große Bürde". Minderjährige Schustergehilfen im türkischen Kilis verdienen sogar nur sieben US-Dollar pro Woche.

Eine schwere Last

"Kinderarbeit beeinträchtigt Wachstum und Entwicklung der Kinder", sagte der Unicef-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, Peter Salama. "Sie arbeiten für sehr wenig Geld extrem lange und oft in höchst riskanter und gesundheitsschädigender Umgebung."

In Syrien selbst verrichteten Kinder zwischen neun und 16 Jahren zwölf Stunden täglich zum Teil gesundheitsschädliche Arbeiten. "Sie müssen schwere Lasten tragen, sind Pestiziden und anderen toxischen Chemikalien schutzlos ausgesetzt, haben keine Ruhephasen", sagt Salama weiter. Im jordanischen Flüchtlingslager Za'atari beklagten sich drei Viertel aller befragten Kinder über gesundheitliche Probleme.

Unicef und "Save the Children" fordern die internationale Gemeinschaft auf, in Kinderschutzprojekte zu investieren und mehr Bildungsangebote für Kinder bereitzustellen, die in Krisengebieten leben.


Quelle:
epd