Ronja Schmitt sitzt sehr aufrecht, die Beine übereinandergeschlagen, beide Hände ruhen auf ihrem schwarz-weiß gemusterten Rock. In ihrem neuen Büro an der Spree scheint sich die derzeit jüngste Bundestagsabgeordnete wohl zu fühlen. Die 26-Jährige ist seit einem halben Jahr für die CDU im Bundestag. Die Studentin, die noch an ihrer Masterarbeit in Wirtschaftswissenschaften schreibt, ist für den im Alter von 57 Jahren verstorbenen Abgeordneten Andreas Schockenhoff in den Bundestag nachgerückt. Ihr offizieller Mandatsantritt war der 27. Dezember.
Es seien traurige Umstände gewesen, sagt Schmitt, aber sie habe die Herausforderung angenommen. "Ich wollte noch einmal mit meinen Eltern sprechen. Aber grundsätzlich war für mich klar, wenn die Möglichkeit sich ergibt, dass ich das annehmen möchte", erzählt die gebürtige Esslingerin mit fester Stimme. Sie wusste, dass sie auf der Liste ganz oben stand; der Weg aus ihrer Heimat Calw nach Berlin war bereitet. Dennoch habe sie nicht so schnell mit einem Mandat gerechnet, ergänzt sie.
Wahlkreis der jetzigen Vatikanbotschafterin Schavan
Schmitt ist für Schockenhoff nachgerückt, aber hat den Wahlkreis Ulm/Alb-Donau-Kreis von Annette Schavan übernommen. Auf die Nachfrage, wie ihr Kontakt zu der ehemaligen Bildungsministerin und heutigen Botschafterin beim Heiligen Stuhl sei, gibt sich die 26-Jährige etwas zugeknöpft. Man kenne sich recht gut und treffe sich auch immer mal wieder. Zuletzt im Mai in Ulm. Mehr Infos gibt es nicht.
Mit ihrer Vorgängerin teilt Schmitt nicht nur die Erfahrungen im Schwabenland, sondern auch den politischen Fokus: Bildungspolitik.
Sie sei eine große Verfechterin des dreigliedrigen Bildungssystems, erzählt Schmitt. In Ulm will sie den Hochschulstandort weiter stärken. "Die Wissenschaftsstadt ist zentral für die Stadt und die Region", erklärt die 26-Jährige.
Andacht im Bundestag
Ihr Glaube ist für die Protestantin wichtig. Sie versuche, immer die wöchentliche Andacht im Bundestag zu besuchen, sagt Schmitt. Ihre Heimatgemeinde sei zwar weiterhin in Calw. Aber das christliche Menschenbild und die christlichen Werte habe sie stets im Gepäck.
Sie selbst habe sich schon vor ihrem Studium in Tübingen politisch interessiert und sei nach dem Abitur der Jungen Union (JU) beigetreten. Der Übergang zur CDU - "ihrer politischen Heimat" - folgte wenig später. Mit 20 Jahren war sie Unionsmitglied. Erfahrung mit politischen Ämtern bringt die Schwäbin, die für ihren Master ein deutsch-italienisches Doppelstudium absolviert, ebenfalls mit. Sie war Landesvorsitzende beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Baden-Württemberg. Und mehrfach Vorstandsmitglied, etwa bei der JU Baden-Württemberg.
Masterarbeit in der Sommerpause
Studium, politisches Engagement und Ämter - viele Aufgaben. Das Arbeitspensum war nicht der größte Schock, sagt Schmitt. "Ich bin mir bewusst, was es heißt, im Mandat und in Verantwortung zu sein." Dennoch sei es sehr viel Arbeit. In den Sitzungswochen in Berlin und sonst im Wahlkreis - vor allem am Wochenende. Die Masterarbeit schreibe sie während der Sommerpause, erzählt Schmitt.
In der Hauptstadt habe sie sich zunächst ein wenig einleben müssen. Am Anfang sei viel zu organisieren gewesen, zweimal habe sie das Büro gewechselt. Jetzt hat sie einen guten Ausblick auf das Innere des Paul-Löbe-Hauses. In einer Ecke blitzt das Bundeskanzleramt hervor.
Ja, die Kanzlerin sehe sie immer wieder - es gebe sogar ein Selfie, erzählt Schmitt und lacht.
Berichterstatterin für Energiepolitik
Mittlerweile ist die junge Abgeordnete im politischen Geschehen angekommen. Sie ist Mitglied im Europa-Ausschuss: "Einer meiner Wunschausschüsse." Im Gremium ist sie Berichterstatterin für Energiepolitik. Bei der Energiewende sei Deutschland auf einem guten Weg, meint Schmitt.
Was sie für ihre politische Laufbahn plane: Da gebe es viele Themen, sagt die 26-Jährige ein wenig ausweichend. Um dann zu konkretisieren: Die demografische Entwicklung sei ein sehr wichtiges Thema. Das betreffe den Arbeitsmarkt, aber auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Davon gibt es in ihrem Wahlkreis unzählige. "Und das schlägt sich runter bis hin zum Ehrenamt, zur Vereinsarbeit", fügt sie hinzu.