Medica Mondiale zur Lage der Frauen in Afghanistan

"Kein Schutz"

Traurige Bilanz: Die internationale Gemeinschaft hat es mit ihrem Afghanistan-Einsatz nicht geschafft, die Lage der Frauen zu verbessern. Nach Ansicht von Monika Hauser von Medica Mondiale seien die Männer stattdessen brutaler geworden.

Frauen in Afghanistan  (dpa)
Frauen in Afghanistan / ( dpa )

Die Brutalisierung ließen diese vielfach an ihren Familien aus, sagte Hauser. Schutz und Hilfe bekämen Frauen vom Staat aber kaum. Ende des Jahres endet die Nato-geführte Isaf-Mission nach 13 Jahren. Im Rahmen der Nachfolgemission "Resolute Support" bleiben aber rund 12.000 ausländische Soldaten im Land, unter anderem aus den USA und Deutschland.

Hauser kritisierte, dass es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen sei, für mehr Sicherheit in Afghanistan zu sorgen. "Man hätte viel mehr Wert auf Entwicklungszusammenarbeit legen müssen und auf den Aufbau von Regierungsstrukturen." Es gebe aber bis heute keine funktionierenden Strukturen in den Ministerien oder bei der Polizei. Besonders Frauen könnten von der oftmals korrupten Polizei keinen Schutz erwarten, beklagte Hauser. "Man geht nicht zur Polizei, um eine Vergewaltigung anzuzeigen, weil man weiß, dass man dort erneut vergewaltigt würde."

Hauser fordert mehr Frauen bei der Polizei

Hauser sprach sich unter anderem für mehr weibliche Polizeimitarbeiterinnen aus. Aktuell seien nur etwa fünf Prozent Frauen. Häufig verbieten Familien ihren Töchtern die Ausbildung bei den Sicherheitskräften nach Hausers Worten aber gerade wegen der dort vorherrschenden Brutalität.

Die Medica-Mondiale-Geschäftsführerin forderte zudem ein besseres Training der Polizisten. Viele seien Analphabeten, hätten nie etwas über Menschenrechte gelernt und bekämen ihren Sold nicht ausgezahlt, weshalb sie mit den Taliban kooperierten.

Unterstützung auch nach dem Abzug nötig

Von der Staatengemeinschaft forderte Hauser auch nach dem Abzug der Kampftruppen weitere Unterstützung für Afghanistan. Besonders die demokratischen Kräfte und Menschenrechtler müssten gestärkt werden, damit sie das Land nicht verließen, betonte die Frauenrechtlerin.

Als positive Beispiele nannte Hauser das Afghan Women's Network, einen Dachverband von über 80 Frauenorganisationen, und die von Medica Mondiale aufgebaute Organisation Medica Afghanistan, die mittlerweile selbstständig von den afghanischen Mitarbeiterinnen geführt werde.

Eine Ärztin für Frauenrechte in der ganzen Welt

Media Mondiale wurde im Jahr 1993 von der Kölner Gynäkologin Monika Hauser gegründet und hilft seitdem von sexualisierter Kriegsgewalt betroffenen Frauen. Die Organisation unterstützt Partnerorganisationen und Projekte in Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, Liberia, der Demokratischen Republik Kongo, Uganda, Burundi und Ruanda.


Quelle:
epd