Lammert: Heutige Beziehung zu Polen ein "Wunder"

Gedenkstunde zum Beginn des Zweiten Weltkrieges

Der Bundestag hat zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren die deutsch-polnische Freundschaft gewürdigt. Polen habe am längsten unter der deutschen Besatzung gelitten. Zu Gast war Polens Staatspräsident Komorowski.

Gedenkstunde im Bundestag (dpa)
Gedenkstunde im Bundestag / ( dpa )

In einer Gedenkstunde hat der Bundestag am Mittwoch an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erinnerte in seiner Begrüßungsrede an das Leid, dass der "verheerendste Krieg der Geschichte" hervorbrachte. Besonders Polen, das am längsten unter der deutschen Besetzung litt, war betroffen. "Es muss deshalb als Wunder gelten, dass Polen und Deutsche nicht nur Nachbarn sind, die sich vertrauen, sondern Freunde, die sich mögen", sagte Lammert.

Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. In den 1980er Jahren sei Polen mit seiner Solidarnosc-Bewegung zudem Vorbild für die Freiheitsbestrebungen der damaligen DDR-Bürger gewesen, unterstrich der Bundestagspräsident.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nahmen an der Feier teil.

Lammert brachte zugleich das Schicksal der geflüchteten und vertriebenen Deutschen zur Sprache. "Doch wenn wir an das Leid der Deutschen erinnern, dann ist das nur möglich, weil wir keinen Zweifel an Ursache und Wirkung lassen." Es sei Hitlers Vernichtungskrieg gewesen, der auf das eigene Volk zurückfiel.

Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski unterstrich als Gastredner in der Gedenkstunde die Bedeutung der Versöhnung. Viele Menschen und Organisationen, darunter die Kirche, Politiker beider Länder oder die Aktion Sühnezeichen hätten sich darum verdient gemacht.

"Ich stehe heute vor Ihnen als Zeuge des Wandels der Versöhnung", sagte er. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten sei es möglich, in beiden Ländern gemeinsam zu leben und zu arbeiten: "Ich freue mich, dass wir dieses Umbruchs gemeinsam gedenken wollen." Dank Europa und seiner Institutionen gebe es nun keinen Krieg mehr auf dem Kontinent.

Der 62-jährige Komorowski engagiert sich seit vielen Jahren für die deutsch-polnische Aussöhnung. In seiner Zeit als polnischer Parlamentspräsident (2007 bis 2010) kam es zu regelmäßigen Begegnungen mit seinem deutschen Amtskollegen Lammert.

Nach dem Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski im April 2010 durch einen Flugzeugabsturz im westrussischen Smolensk übernahm Komorowski als Parlamentspräsident die Amtgeschäfte des Staatspräsidenten. Im Sommer 2010 schließlich wurde Komorowski selbst in das höchste Staatsamt gewählt.


Quelle:
epd