"Das ist ein Teil von mir", sagt Barbara Peter (58) im domradio.de-Interview über das Attentat. Sie gehört zu den 20 Schwerverletzten des Amoklaufs. Die damals 12-Jährige hat Sport als Walter Seifert sie mit einem Flammenwerfer angreift. Danach zieht der Täter weiter in eine Klasse, die gerade Religionsunterricht hat. Das Erlebte müssen Barbara Peter und die anderen Kinder ohne psychologische Betreuung verarbeiten. Lange habe sie sich für ihre schweren Brandnarben geschämt. Da, wo die offizielle Hilfe nicht ausreicht, nehmen sich Freiwillige aus Deutschland und Vereine vor Ort der Opfer an.
Überlebende treffen Papst Paul VI.
"Die Menschen haben sich sehr viele Mühe gegeben, uns das irgendwie erträglich zu machen", erinnert sich Barbara Peter. Ein Kuratorium organisiert Ausflüge und Reisen. Höhepunkt ist eine Reise nach Italien inklusive Besuch der Generalaudienz mit Papst Paul VI. Der Papst schüttelt den Opfern aus Köln-Volkhoven die Hand. "Wir standen ganz vorne und waren total verzückt", erinnert sich Barbara Peter. Sie sei heute mit ihrem Leben zufrieden, sagt Peter, doch ohne die Tat wäre ihr Leben anders verlaufen.
Peter Ohren ist am 11. Juni 1964 Krankenpfleger im Kölner Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Der damals 23-Jährige betreut Barbara Peter und die anderen schwerverletzten Kinder, liest ihnen vor, ist ein Stück weit Familienersatz. Dankbar sei er, dass die Überlebenden wieder in das "normale" Leben zurückkehren können. "Wenn wir da einen kleinen Beitrag zu leisten konnten, ist das ok", sagt Peter Ohren.
Köln gedenkt der Opfer des Attentats
Zum Gedenken legte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) am 50. Jahrestag an der ehemaligen Volksschule Volkhovener Weg einen Kranz nieder. Nach einem Schweigemarsch fand eine Feier in der Schulaula des städtischen Heinrich-Mann-Gymnasiums statt. Für den späten Nachmittag war eine ökumenische Andacht in der Kirche St. Cosmas und Damian geplant, wo sich neben dem Eingang ein Gedenkfenster für die Opfer befindet.
Um das Gedenken an die Opfer wachzuhalten, werden bis zum 20. Juni im Heinrich-Mann-Gymnasium neben Dokumenten wie Zeitungsausschnitten, Briefen und öffentlichen Reaktionen auch der Flammenwerfer und weitere Exponate ausgestellt.
Der Täter Walter Seifert war ein ehemaliger Schüler der Volksschule und attackierte am 11. Juni 1964 Schüler und Lehrer der Schule mit einem selbst gebauten Flammenwerfer. Zwei Lehrerinnen wurden mit einer Lanze getötet. Nach der Tat beging der Täter mit giftigem Pflanzenschutzmittel Selbstmord.
Die Motive der Tat sind unklar. Vermutlich wollte der Täter auf sein eigenes Leid aufmerksam machene. Er war wegen Tuberkulose arbeitsunfähig, bekam trotz vieler Anträge keine Kriegsrente. Sein Zustand wurde als teilweise paranoid beschrieben. Seine Frau war drei Jahre vor dem Amoklauf gestorben. Seifert wies den behandelnden Ärzten die Schuld an dem Tod seiner Frau zu.