Friedensbewegung für sofortigen Nato-Abzug

Kriegsmüdes Afghanistan

Trotz der derzeit prekären Sicherheitslage in Afghanistan fordern Vertreter der deutschen Friedensbewegung einen baldigen Abzug aller Nato-Truppen aus dem Land. Christine Hoffmann von Pax Christi im domradio.de-Interview.

Nato-Soldaten: rund 100.000 in Afghanistan (dpa)
Nato-Soldaten: rund 100.000 in Afghanistan / ( dpa )

Von der Zivilbevölkerung würden die Soldaten nicht als Beschützer, sondern als Besatzer wahrgenommen, erklärte die Generalsekretärin der katholischen Friedensbewegung am Dienstag auch vor Journalisten in Berlin. Der Geschäftsführer der Organisation Internationale Vereinigung von Anwälten gegen nukleare Waffen (IALANA), Reiner Braun, bezeichnete den Abzug der Truppen als Voraussetzung für einen internen Friedensprozess in Afghanistan unter Beteiligung der Nachbarstaaten.

Hoffmann und Braun äußerten sich nach einem einwöchigen Besuch in Afghanistan vom 16. und 23. Mai, bei dem ihre Delegation mit Vertretern zivilgesellschaftlicher Gruppen und Nichtregierungsorganisationen, der afghanischen Regierung, der islamischen und säkularen Opposition, der Taliban sowie von Wissenschaftsvereinigungen gesprochen hatte. Alle Seiten seien "kriegsmüde" und wollten nicht den Bürgerkrieg der 1990er Jahre zurück, betonte Hoffmann. Sie wollten aber ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Dabei gebe es keine einfachen "Rezepte" für eine friedliche Entwicklung.

Hoffen auf "faire Wahlen"

Eine politische Lösung kann es nach Einschätzung Brauns nur unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen Kräfte - der Karsai-Regierung, der islamischen Oppositionskräfte, des Warlords Gulbuddin Hekmatyar und auch der Taliban - möglich. Ein solcher Verständigungsprozess sei auch eine Vorbedingung für "aire Wahlen". Hoffmann und Braun hoben hervor, dass es Afghanistan noch über Jahrzehnte zivile Hilfe auch aus Deutschland benötigen werde.

Sie dürfe aber nicht in der bisherigen Weise als Versuch erfolgen, sich eine "politische Klasse zu kaufen". Die Milliardenbeträge in den vergangenen Jahren hätten vielmehr zu einer "institutionellen Korruption" geführt.


Quelle:
KNA , DR