Der 85-Jährige soll seinem Nachfolger noch am Wahlabend telefonisch gratuliert haben. Dabei lieferten sich beide Politiker noch bis vor wenigen Tagen einen verbissenen Kampf um das höchste Staatsamt. Das offizielle Endergebnis wird freilich erst in den kommenden Tagen verkündet.
Der Senegal jubelt bereits jetzt. Vielerorts freuen sich die Menschen über den zum Schluss doch noch demokratischen Machtwechsel. Denn der Sieg des Oppositionskandidaten beendet die zwölfjährige Amtszeit Wades, den immer mehr Bürger als greisen Herrscher wahrnehmen, der alles für seine Macht tat. Nun soll der 50-jährige Macky Sall für einen Wandel in dem westafrikanischen Land sorgen.
Karriere mit Unterstützung Wades
Sall wurde 1961 in der Hafenstadt Fatick geboren. In den 90er Jahren trat der gelernte Geologe der Demokratischen Partei des Senegal (PDS) bei. Viele Jahre war er Bürgermeister seiner Heimatstadt. Die PDS ist die Partei Wades, die dieser 1991 als Oppositionspolitiker gründete. Innerhalb der PDS und mit Unterstützung von Wade machte Macky Sall eine rasante politische Karriere.
2001 ernannte ihn Wade zuerst zum Energieminister. Zwei Jahre später wurde er Innenminister und Regierungssprecher, ein weiteres Jahr später schließlich Ministerpräsident. "Genau diese Erfahrung spricht sehr für ihn", sagt Abdoulrahmane Ndiaye, der bereits in der ersten Runde Salls Wahlkampfmanager war. Viele Senegalesen sind der Ansicht, Sall habe als einziger der 14 Oppositionskandidaten überhaupt richtigen Wahlkampf gemacht und sei durch das ganze Land getourt.
2008 fällt er in Ungnade
Angetreten ist der 50-Jährige für die Partei "Allianz für die Republik", die er im Dezember 2008 selbst gründete. Die Partei, dessen Logo ein Pferdekopf trägt, hat im Wahlkampf allerdings kaum thematische Schwerpunkte gesetzt. Auf ihrer Homepage verspricht sie eine Verbesserung der Lebensbedingungen für alle - ganz gleich ob Geschäftsleute, Jugendliche oder Frauen. Mögliche Maßnahmen oder eine Finanzierung nennt sie nicht.
Eine eigene Partei war Macky Salls einzige Chance, um weiter politisch aktiv sein zu können. Denn 2008 war er als Präsident der Nationalversammlung - auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere - in Ungnade gefallen. Anlass: Der Senegal hatte zuvor die Islamische Weltkonferenz ausgerichtet. Verantwortlich für das Budget war Wades Sohn Karim, seit Jahren als heimlicher Thronfolger gehandelt. In der Nationalversammlung unter Sall sollte Karim Wade Auskunft geben, wie das Geld verwendet wurde und warum die Ausgaben so immens hoch waren. Macky Sall verlor seinen Posten - und jede Chance, unter Wade und in der PDS noch einmal Karriere machen zu können.
Genau das könnte ihm nun auch zum Wahlsieg verholfen haben. Bereits vor der Stichwahl hatten die Oppositionsbewegung "M23" und auch die zornige Rapperbewegung "Y"en a Marre" - übersetzt "Wir haben die Schnauze voll" - angekündigt, Sall zu unterstützen. Auch juristisch war die Kandidatur Wades umstritten, da die Verfassung des Landes maximal zwei Amtszeiten vorsieht. In letzter Minute genehmigten jedoch fünf Richter des Obersten Verfassungsgerichts die Kandidatur. Viele Beobachter im Senegal gehen jedenfalls davon aus, dass die Wahl nicht unbedingt eine Entscheidung für Macky Sall war - sondern vor allem eine gegen Abdoulaye Wade.
Im Senegal wird Macky Sall neuer Präsident
Der Amtsinhaber gratuliert schon
Senegal hat einen neuen Präsidenten: Nach einem packenden Wahlkampf siegte nach ersten Auszählungen am Sonntag Oppositionskandidat Macky Sall in der Stichwahl. Was viele Senegalesen wohl vor allem erstaunt haben dürfte, ist die Geste von Amtsinhaber Abdoulaye Wade.
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