Die am Abriss festhaltende Landeskirche habe nun eine Frist gesetzt. Bis 1. September müsse die Stadt entscheiden, ob sie den Turm übernehmen und das Rettungskonzept umzusetzen wolle, teilte Bürgermeister Matthias Strejc (SPD) mit. In einem Brief an die Landesregierung sowie die Fraktionsvorsitzenden wirbt Strejc nun um Unterstützung.
Mit zahlreichen Aktionen hatte die Stadt in den vergangenen Monaten rund 70.000 Euro an Spenden sowie eine Zusage über 50.000 Euro eingeworben. Dies ist jedoch lediglich ein Bruchteil der benötigten Gelder.
Ein seit Mai 2011 vorliegendes Rettungskonzept sieht noch für dieses Jahr drei kleinere Sicherungsarbeiten vor, deren Kosten sich auf etwa 97.000 Euro belaufen würden. Diese Summe könnten Stadt und Förderverein unter Umständen allein stemmen. Laut Stadt wäre dann bis 2014 Zeit, die fehlenden 800.000 Euro zur Stabilisierung des Turmes einzutreiben.
Bauministerium erteilt Hilfsgesuch Absage
Allerdings habe das Bauministerium in Erfurt verdeutlicht, dass wegen der gekürzten Städtebaufördermittel eine entsprechende Zuwendung unrealistisch sei. Damit habe sich eine der letzten Hoffnungen der Stadt zerschlagen, sagte Strejc.
Von der Landesregierung erhoffe sich Bad Frankenhausen nun eine Lösung, um bis 2014 jährlich 263.000 Euro für die Rettung des Turms aufzubringen. Strejc zufolge hätte Nordthüringen so eine besondere touristische Einrichtung mehr. Bei einer Zusage seitens des Landes, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, würde die Stadt den Turm in ihr Eigentum übernehmen oder diesen zumindest pachten.
Abriss könnte noch 2011 beginnen
In dem Schreiben erinnerte Strejc zudem daran, dass dank der bisherigen Berichterstattung über den Turm der Bekanntheitsgrad des Freistaats auch international gestiegen sei. Zudem könnte der "schiefe Riese" weiter Touristen nach Thüringen locken. Darüber hinaus sei es "kaum vermittelbar, dass die Landeskirche den Turm für circa 200.000 Euro abreißen wird, wir aber für 800.000 Euro keine dauerhafte Rettung finanziert bekommen".
Sollte der Turm nicht in das Eigentum der Stadt übernommen werden können, werde er noch in diesem Jahr abgerissen, heißt es weiter. Daher fordert die Stadt die Landesregierung auf, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Andernfalls werde "am touristischen Leuchtturm Thüringens, am schiefen Turm, das Licht ausgehen".
Der schiefe Turm von Bad Frankenhausen
Rettung in weiter Ferne
Der Turm der Kirche "Unser Lieben Frauen am Berge" ist stärker geneigt als der von Pisa. Schon seit Jahrhunderten macht die Neigung des Gotteshauses seiner Gemeinde Sorgen. Zuletzt immer mehr, sechs Zentimeter kommen jedes Jahr hinzu. Und zu einer Rettung läuft nun die Zeit davon.
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