Verhandlungen in Kopenhagen nach Blockade wieder aufgenommen

Arm gegen Reich

Zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen sind die Beratungen am Montag vorübergehend ins Stocken geraten. Die Entwicklungsländer übten massive Kritik an den Industriestaaten und blockierten zeitweise die Verhandlungen. Die Beratungen wurden inzwischen wieder aufgenommen.

Autor/in:
Nicole Scharfschwerdt
 (DR)

Der Leiter der afrikanischen Delegation, der Algerier Kamel Djemouai, warf der Konferenzleitung und den Industriestaaten vor, das Kyoto-Protokoll aufgeben zu wollen. Nun soll eine Kyoto-Arbeitsgruppe nach Lösungen suchen, die Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) gemeinsam mit seinem indonesischen Kollegen Rachmat Witoelar leiten soll. Die Beratungen wurden wieder aufgenommen, die Entwicklungsländer zeigten sich dennoch enttäuscht.

Der schwedische Umweltminister und derzeitige EU-Ratsvorsitzende Andreas Carlgren sagte, es sei in informellen Gesprächen gelungen, den Stillstand aufzulösen. Er sprach von einem "vernünftigen Kompromiss", auf den man sich nun verständigt habe. Er versicherte, dass die EU bereit sei, über alle Punkte zu verhandeln, auch über das Kyoto-Protokoll. Zugleich äußerte er Bedauern über die Blockade: "Das Schlimmste ist, die Verhandlungen zu blockieren", sagte er und mahnte nun einen zügigen weiteren Verlauf der Beratungen an: "Wir laufen gegen die Zeit. Die Welt hat lange genug gewartet."

"Das ist nicht nur ein afrikanisches Anliegen"
Zuvor war der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, den Bedenken der afrikanischen Staaten entgegen getreten: Die große Mehrheit der Staaten wolle eine Fortsetzung des Kyoto-Protokolls. "Das ist nicht nur ein afrikanisches Anliegen", fügte de Boer hinzu. Ihm sei nicht bekannt, dass einzelne Staaten versuchten, etwas zu blockieren.

Die Entwicklungsländer erneuerten unterdessen ihre Kritik an der dänischen Konferenzleitung. Eine Sprecherin der Entwicklungsländer kritisierte die informellen Beratungen und warf den Industriestaaten außerdem vor, sie hätten Druck ausgeübt, um einen Keil zwischen die Entwicklungsländer zu treiben. Gleichzeitig versicherte sie, dass die ärmeren Staaten alles zu einem positiven Ergebnis der Konferenz beitragen würden. "Die Entwicklungsländer haben am meisten zu verlieren, wenn es kein rechtlich verbindliches Abkommen unter dem Kyoto-Protokoll gibt", sagte sie und bekräftigte die Notwendigkeit eines rechtlich verbindlichen Abkommens.

Festlegung der Erderwärmung
Auch die Inselstaaten sind unzufrieden mit dem Verhandlungsstand der Weltklimakonferenz. Sie fordern eine Festlegung darauf, dass die Erderwärmung höchstens 1,5 Grad betragen dürfe. Die meisten Staaten sprechen sich jedoch für eine Festlegung der Erderwärmung auf höchstens zwei Grad aus. Am Dienstag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Staats- und Regierungschefs der pazifischen Inselstaaten zu einem Gespräch im Bundeskanzleramt empfangen.

Röttgen bekräftigte unterdessen das Zwei-Grad-Ziel. Es sei richtig, "dass diejenigen, die in den Folgen am unmittelbarsten und heftigsten betroffen sind, deutlich machen, dass es jedenfalls keinen Sicherheitspuffer gibt und dass weniger eigentlich mehr wäre". Es habe aber einen langen internationalen wissenschaftlichen Prozess gegeben, der zu der internationalen Anerkennung des Zwei-Grad-Ziels geführt habe. Röttgen forderte alle Delegationen auf, ihren Beitrag zu leisten: "Auf allen Gebieten müssen sich alle, insbesondere die USA, auch noch bewegen." Auch könne niemand behaupten, perfekt und deswegen nicht mehr zu Verhandlungen bereit zu sein.