Begeisterter Empfang für den Papst

Bethlehem - Brücke des Dialogs

Gloria-Gesänge und Weihnachtslieder, Gruß-Transparente und Sprechchöre. Der Besuch am Mittwoch in Bethlehem war die bislang wichtigste Pilgerstation auf der Heilig-Land-Reise von Papst Benedikt XVI. Mit staatlichem Protokoll wurde das Kirchenoberhaupt von den Autoritäten der Palästinenser unter Präsident Mahmud Abbas begrüßt. Auf dem Krippenplatz feierte er mit 10.000 Menschen einen bewegenden Gottesdienst. Und von der Geburtsstadt Jesu aus richtete er einen Friedensappell an den Nahen Osten und eine Solidaritätsadresse an die Christen des Heiligen Landes.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Alles andere als ein beschauliches Weihnachtsgedenken war der Papstbesuch in Bethlehem, sondern eine sehr konkrete Begegnung mit den Problemen und Nöten der christlichen Minderheit im Westjordanland. Für Benedikt XVI. war es eine Reise in eine andere Welt, als er am Morgen über die hermetisch abgesperrten Straßen Jerusalems zum Checkpoint «Rachel-Grab» und dann durch die hohe Betonmauer fuhr, mit der Israel das Westjordanland abriegelt.

«Adeste fideles» sang die Gemeinde, als der Papst im kugelsicheren Papamobil auf dem zentralen Platz von Bethlehem vorfuhr. Er wolle mit seinem Besuch nicht nur dem Ort der Geburt Christi die Ehre erweisen, sondern auch den Gläubigen in den Palästinensischen Gebieten zur Seite zu stehen, eröffnete Benedikt XVI. die Messe. Die Teilnehmer dankten es ihm mit langem Applaus. Die meisten hatten eine mühsame Anreise hinter sich. Nicht wenige scheiterten an den Checkpoints - oder hatten erst gar keine Reisegenehmigung erhalten.
Von 200 Teilnehmern aus dem Gazastreifen, denen im Vorfeld ein Visum in Aussicht gestellt worden war, schaffte es nach Vatikan-Angaben höchstens die Hälfte auf den Krippenplatz von Bethlehem, wo sie mit dem Papst zu einer persönlichen Begegnung zusammentrafen.

Alle Welt verbinde Bethlehem mit der Frohen Botschaft von Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Recht, betonte der Papst in seiner Predigt. Doch scheine diese Verheißung gerade hier fern von einer Verwirklichung. Benedikt XVI. rief die Gläubigen auf, dennoch nicht ihre Heimat zu verlassen, sondern zu bleiben und «eine Brücke des Dialogs und der konstruktiven Zusammenarbeit beim Aufbau einer Kultur des Friedens» zu sein. Dabei könnten die Christen im Heiligen Land auf die Solidarität der Weltkirche zählen, versicherte er.

Bei der Ankunft am Morgen hatte das Kirchenoberhaupt bei der Begegnung mit Abbas an die Konfliktparteien appelliert, sich mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft um einen gerechten und dauerhaften Frieden zu bemühen. Ausdrücklich sprach er sich für eine Zwei-Staaten-Regelung aus. Wörtlich hieß es, der Vatikan unterstütze das Recht auf eine «eigenständige palästinensische Heimat im Land seiner Vorfahren in Sicherheit und in Frieden mit seinen Nachbarn innerhalb von international anerkannten Grenzen». Auch wenn eine solche Lösung noch fern sei, gehe es schon jetzt um Erleichterungen, um Bewegungsfreiheit und Familienzusammenführung. Aber, so stellte der Papst mit Nachdruck klar: Diese Ziele dürften keinesfalls mit Gewalt und Terror erreicht werden.

Abbas nutzte den Besuch des Papstes und die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für eine klare politische Ansage: Er forderte Frieden mit einem eigenen Palästinenserstaat - in Sicherheit und Stabilität neben Israel. Er kritisierte die «Apartheids-Mauer», beanstandete, dass in diesem Heiligen Land Trennmauern statt Brücken gebaut würden. Er beklagte, dass Christen wie Muslime sich infolge der Besetzung zum Verlassen der Heimat gedrängt fühlten. Es gebe, so Abbas, viele «Arten der Unterdrückung, Tyrannei, Landenteignung gegen arabische Bürger, Muslime und Christen». Doch das arabische Jerusalem werde «ewige Hauptstadt Palästinas sein».

Die Palästinenser-Behörden äußerten sich zufrieden über den Tagesbesuch des Papstes. Insbesondere dankten sie für die klaren Worte zum Gaza-Konflikt und zur Zwei-Staaten-Regelung. Und auch Vatikansprecher Federico Lombardi äußerte sich bei einer überfüllten Pressekonferenz in Bethlehem zufrieden darüber, dass der Papst in der Geburtsstadt Jesu eine Botschaft des Friedens und der Versöhnung habe verkünden und seinen Gläubigen den Rücken habe stärken können.