Bundeswehr-Stationierung in Frankreich wird als "historisch" gefeiert

Schulterschluss mit Angela

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy übt auf der Münchner Sicherheitskonferenz demonstrativ mit der "lieben Angela" den Schulterschluss. Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg werden Bundeswehrsoldaten auf französischem Boden Dienst versehen. Und die Kanzlerin wertet die Einigung mit Sarkozy über die dauerhafte Stationierung von Bundeswehrsoldaten der Deutsch-Französischen Brigade in der Nähe von Straßburg gar als eine "historische Entscheidung".

Autor/in:
Friedrich Kuhn-
 (DR)

Sarkozy spricht von einem "Gradmesser für die Freundschaft unserer beiden Länder". Der Präsident strahlt, als er sagt: "Liebe Angela, ich freue mich, gemeinsam mit Dir auch den 60. NATO-Geburtstagsgipfel im April auszurichten." Er wird am 3. und 4. April gleichzeitig in Baden-Baden und Straßburg stattfinden. Frankreich will dabei nach seinem Ausstieg aus der militärischen Integration der NATO vor 43 Jahren wieder voll in das atlantische Bündnis zurückkehren.

Um den Fortbestand der Deutsch-Französischen Brigade war Sorge aufgekommen, weil Sarkozy im Rahmen seiner umfangreichen Reform der französischen Streitkräfte alle seine Soldaten aus Ersparnisgründen von Deutschland abziehen wollte. Berlin war "nicht erfreut" und meinte, das würde nicht recht ins Bild der Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland passen. Denn seit 20 Jahren war die Brigade mit ihrem Motto "Dem Besten verpflichtet" im Schwarzwald - in Müllheim, Donaueschingen und Immendingen - "gemischt" mit rund 2300 französischen und 2700 deutschen Soldaten präsent.

Sarkozy ließ sich überzeugen und gestand zu, dass 1100 französische Soldaten unverändert in Donaueschingen bleiben. Dafür wird ein Bataillon der Bundeswehr mit etwa 600 Soldaten nach Illkirch bei Straßburg geschickt. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zeigt sich erfreut über die Entscheidung. Damit sei es gelungen, die bisherigen Standorte der Brigade in Müllheim und Donaueschingen zu erhalten. In Müllheim befindet sich das Hauptquartier der Brigade.

Ein "Kind" von Kohl und Mitterand
Die Brigade hat schon Einsätze auf dem Balkan und in Afghanistan absolviert. Sie war als Vorläufer des Eurokorps, das seine 60 000 Soldaten nur im Fall X aus den einzelnen Mitgliedsländern zusammenruft, aufgestellt worden. Die Deutsch-Französische Brigade ist ein "Kind" des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl und seines Freundes, des französischen Staatspräsidenten Francois Mitterand. Sie wollten für eine europäische Verteidigungspolitik ein "symbolträchtiges Zeichen" setzen.

Nun will sich die NATO auf dem Jubiläumsgipfel im April auf die Zukunft ausrichten und plant dafür ein neues strategisches Konzept. Auch steht eine Rückkehr Frankreichs in die Militärstrukturen des Bündnisses bevor, die die Grande Nation1966 verlassen hatte. Durch die Hintertür ist Frankreich ohnehin schon längst wieder drin und in sämtliche Militäreinsätze der Allianz eingebunden. So räumt Sarkozy nun ein, dass die gewisse "Enthaltsamkeit" Frankreichs in der NATO angesichts der Weiterentwicklung der Allianz "nicht mehr vermittelbar" sei.