Anselm Grün über seine Finanzerfahrungen

Börsenfreud, Börsenleid

Benediktinerpater Anselm Grün ist wohl einer der geschäftstüchtigsten Geistlichen in Deutschland. Mit seinen Büchern hat er Millionen verdient - und mit den Einnahmen auch an der Börse gehandelt. Nicht immer erfolgreich, wie er nun gestanden hat. Dennoch räumt er Spaß am Spekulieren ein.

 (DR)

Von der weltweiten Finanzmarktkrise ist möglicherweise auch die Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Unterfranken betroffen. Bei der Geldanlage seines Klosters habe er derzeit "kein besonders gutes Gefühl", gestand der Bestsellerautor und Wirtschaftschef des Klosters, Pater Anselm Grün, nun in einem Interview.

Im Bayerischen Rundfunk nannte Grün keine Zahlen, warnte jedoch vor Panik und empfahl langfristig zu denken. Als Ursachen der Bankenkrise nannte er Gier, Maßlosigkeit und ein Misstrauen unter den Banken, "das wie eine Seuche um sich greift". An die Politik appellierte er, die Finanzmärkte genauer unter die Lupe zu nehmen, die Börse müsse international so umstrukturiert werden, "dass sie den Menschen dient".

Mit "etwa zehn Prozent" hatte Anselm im Februar gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" die durch Anlagen für das Kloster erwirtschafte jährliche Rendite angegeben. In letzter Zeit habe er "viel mit Bonuszertifikaten gemacht", sagte er damals. Als größte Fehlspekulation nannte er argentinische Staatsanleihen, bei denen er "in kürzester Zeit drei Millionen Euro Miese gemacht" habe. Den Verlust habe er jedoch mit Russland-Anleihen ausgleichen können, die er für 29 US-Dollar erwarb und für 170 Dollar verkaufte.

Trost für Anleger
Entscheidend sei aber die langfristige Perspektive, sagte der 63-Jährige auch den «Westfälischen Nachrichten». «Wer langfristig anlegt, muss auch solche Rückschläge verkraften. Entscheidend ist, dass er nicht alles auf eine Karte setzt und so sein Risiko streuen kann.» Grün ist in der Abtei Münsterschwarzach für die Finanzen zuständig.

Der Pater führt die internationale Krise auf die Gier von Finanzmaklern zurück. «Sie haben sicher den gesunden Boden verlassen und mit ihrer Gier immer neue Konstruktionen erdacht und damit der gesamten Weltwirtschaft geschadet.» Wer gierig sei, werde aber blind, sagte der Ordensmann. «Und diese Blindheit rächt sich.»

Der Erfolgsautor räumte ein, dass das das Spekulieren an der Börse ihm Spaß gemacht habe. «Natürlich macht es Spaß, Gewinne zu realisieren. Aber es braucht immer das richtige Maß», so Grün. Wer Geld anlege und dabei ein Risiko eingehe, müsse auch verlieren können, betonte der Benediktiner. «Sonst soll er die Finger davon lassen.» Entscheidend sei «die innere Freiheit» gegenüber dem Geld.  Das Anlegen solle den Menschen dienen und nicht dem eigenen Ehrgeiz. «Daher braucht es eine spirituelle Grundlage, um mit Geld angemessen umzugehen. Sonst regiert das Geld den Menschen und schneidet ihn so von seiner Seele ab.»

Taschengeld von "unter 50 Euro im Monat"
Der Benediktinerpater hat bislang rund 200 spirituelle Bücher zur Lebenshilfe mit einer Gesamtauflage von mehr als 15 Millionen geschrieben. Seine Einkünfte - 2006 eigenen Angaben zufolge 490.000 Euro aus Buchhonoraren und 126.000 Euro aus Vorträgen - gehen an sein Kloster.

Er selbst kommt mit einem Taschengeld von "unter 50 Euro im Monat" aus und fährt mit Vorliebe Gebrauchtwagen der Golfklasse. Wie alle Mönche in Münsterschwarzach bewohnt er eine einfache Klosterzelle.