Darauf hätten sich die Regierungsfraktionen von CDU und FDP verständigt. Künftig sollen demnach nur noch «Leistungsbereitschaft», «Sozialverhalten» und «Zuverlässigkeit/Sorgfalt» beurteilt werden. Die Noten für «Selbstständigkeit», «Konflikt- und Kooperationsbereitschaft» entfallen.
Damit reagiert die Landesregierung auf massive Proteste. Bei Protestveranstaltungen hatten sich Schüler empört, die Kopfnoten stellten eine willkürliche Beurteilung dar und verbauten ihnen später Chancen bei Arbeitgebern. Lehrer hatten eine zusätzliche Arbeitsbelastung beklagt.
Ministerin Sommer hatte auf Empfehlung einer Evaluierungsstudie ursprünglich für eine Verringerung auf vier Kopfnoten plädiert, sich aber in ihrer eigenen CDU-Landtagsfraktion nicht durchsetzen können.
Dort waren am Dienstag bei einer Debatte etliche Abgeordnete für lediglich zwei Noten eingetreten. Sommer erklärte, die neue Regelung sei auch für die Schulen in kirchlicher Trägerschaft verpflichtend. In der Vergangenheit waren evangelische Schulen von der Vergabe suspendiert worden. Sie beurteilten daraufhin das Arbeits- und Sozialverhalten in textlicher Form.
CDU-Fraktionschef Helmut Stahl bezeichnete die Einigung als «guten, tragfähigen Kompromiss». Eine vollständige Abschaffung der Kopfnoten habe für ihn nie zur Debatte gestanden. «Wir wissen, dass die Menschen wollen, dass Schule erzieht.» FDP-Fraktionschef Gerhard Papke verspricht sich von der Reduzierung der Kopfnoten «mehr Prägnanz, mehr Transparenz, eine bessere pädagogische Wirkung und mehr Akzeptanz bei den Betroffenen».
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE NRW) kritisierte die Reduzierung als «faulen Kompromiss». Aussagen über das Arbeits- und Sozialverhalten müssten so erfolgen, dass Schüler und Eltern im Zeugnis signalisiert werde, «wo es Entwicklungsbedarf und Entwicklungsmöglichkeiten gibt», sagte VBE-Landeschef Udo Beckmann. Es bleibe «fraglich», ob Ziffernoten das leisten könnten. Offenbar habe die Landesregierung aber nicht den Mut, die umstrittenen Noten vollständig abzuschaffen. Auch die DGB-Gewerkschaften verlangten eine völlige Abschaffung.
Scharfe Kritik kam von der rot-grünen Düsseldorfer Landtagsopposition. Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Ute Schäfer, beklagte «ein Kopfnotenchaos ohne Ende». Hier gehe es längst nicht mehr um das Wohl der Schüler, «sondern alleine um politische Machtspiele.» Die grüne Schulexpertin Sigrid Beer nannte die Kopfnoten-Reform «ein Geschacher a la Ebay». Hier werde «pädagogischer Unfug auf dem Rücken der Schüler» betrieben.
NRW-Regierung verringert Anzahl der Kopfnoten
Nachgearbeitet
Nur ein Jahr nach Einführung der Kopfnoten für das Arbeits- und Sozialverhalten der Schüler in Nordrhein-Westfalen will die Landesregierung die umstrittenen Ziffernnoten reduzieren. Ab dem kommenden Halbjahreszeugnis werde es statt sechs nur noch drei Kopfnoten geben, kündigte Schulministerin Barbara Sommer am Dienstag an. In den vergangenen Monaten hatte es viele Proteste gegen die Verhaltensnoten gegeben.
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