Verbände und Opposition in NRW für Abschaffung - Überwiegend kritische Stimmen bei Anhörung im Schulausschuss

Kopfnoten auf dem Prüfstand

Die Kritik an der Vergabe von Kopfnoten in NRW hält an. Bei einer öffentlichen Anhörung im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtages forderten die Oppositionsparteien SPD und Grüne, Lehrergewerkschaften und Elternverbände am Mittwoch die Abschaffung der Benotung des Arbeits- und Sozialverhaltens von Schülern. "Kopfnoten machen pädagogisch keinen Sinn und Lehrkräften nur unnötige Arbeit", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer. Die SPD-Bildungsexpertin Ute Schäfer forderte, die Vergabe von Kopfnoten zumindest für den diesjährigen Abschlussjahrgang unverzüglich auszusetzen.

 (DR)

Der NRW-Landesverband der Katholischen Elternschaft lehnte es ab, Kopfnoten als Sanktionsinstrument und zur Disziplinierung von Schülern zu verwenden. «Den so vergebenen Noten eine grundsätzliche Übertragbarkeit in andere Zusammenhänge wie etwa Arbeit oder Ausbildung zu unterstellen, halten wir für unseriös und pädagogisch und menschlich unverantwortlich,» so die Landesvorsitzende der Katholischen Elternschaft, Barbara Balbach. Ein Sprecher der Landeselternschaft der Gymnasien sprach von zurzeit bestehenden «Ungerechtigkeiten bei den Benotungen», die keinesfalls einem weiteren Schülerjahrgang zugemutet werden dürften.

Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, erklärte, Schüler brächten aus dem Elternhaus unterschiedliche Voraussetzungen mit. «Was für das eine Kind eine enorme Weiterentwicklung bedeutet, ist für das andere schon längst eine Selbstverständlichkeit.» Die unterschiedlichen Entwicklungsschritte in Ziffernoten auszudrücken, werde dem einzelnen Kind nicht gerecht.

Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung, Rolf Krebs kündigte bei der Anhörung ein unabhängiges Sachverständigengutachten zu dem Thema an, das derzeit von den Landeskirchenämtern erörtert werde. Erst dann wolle man Gespräche mit dem Schulministerium führen.

Mit der Novellierung des Schulgesetzes durch die schwarz-gelbe Landesregierung wurden die Schulen in NRW verpflichtet, Arbeits- und Sozialverhalten, Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbereitschaft sowie Konfliktverhalten mit insgesamt sechs Ziffernoten zu bewerten. Die Kopfnoten wurden erstmals in den Halbjahreszeugnissen 2007/2008 umgesetzt.

Sprecher der Lehrergewerkschaft GEW und der Landesschülervertretung hatten am Mittwoch ebenfalls die sofortige Abschaffung der Kopfnoten gefordert. Diese Noten seien keine nachhaltige Lösung zur Bekämpfung der Probleme von schlechtem Arbeits- und Sozialverhalten, sondern führten nur zu angepasstem, undemokratischem Schülerverhalten, so Landesschülersprecher Horst Wenzel vor Journalisten. Er kündigte weitere lokale und landesweite Proteste gegen die Kopfnoten an, wie etwa eine Großdemonstration in Düsseldorf am 20. Juni.