"Sucht und Drogenkonsum betreffen keine kleine Randgruppe der Gesellschaft" erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing. Der Bericht zeige, dass es trotz der Erfolge in der Drogen- und Suchtbekämpfung noch immer viel zu tun gebe. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von 10- bis 20-Jährigen wegen Alkoholvergiftungen habe sich von 2000 bis 2006 mehr als verdoppelt. Immer mehr Jugendliche konsumieren große Mengen alkoholischer Getränke in sehr kurzer Zeit. Binge Drinking heißt der Trend.
Maßnahmen gegen Alkohlkonsum
Vor diesem Hintergrund bereitet die Bundesregierung nach Angaben der Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing (SPD) derzeit ein nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention vor, das in den nächsten Monaten beraten werden soll. Vor allem gehe es um mögliche Ursachen für Alkoholkonsum von Jugendlichen.
"Nicht zu unterschätzen ist hier der Einfluss der Alkoholwerbung, die teilweise ganz offensiv jugendliche Lebenswelten und Images anspricht", kritisierte Bätzing. Die SPD-Politikerin sagte, sie setze sich daher für eine bessere Selbstkontrolle durch die Alkoholwirtschaft ein. Die Bundesregierung setze allerdings auf ein Bündel verschiedener präventiver und gesetzlicher Maßnahmen. Schon im letzten Jahr hatte die Regierung ein absolutes Alkoholverbot am Steuer für Fahranfänger in der Probezeit eingeführt.
Weniger Raucher
Anders als der beim Alkohol ist der Tabak- und Cannabiskonsum bei Jugendlichen gesunken. Noch 18 Prozent aller Jugendlichen rauchen. 2001 waren es noch 28 Prozent. Die Rauchverbote an Schulen und das Nichtraucherschutzgesetz scheinen somit Erfolg zu haben, folgert Bätzing. "Wir dürfen nicht nachlassen, uns weiter gegen Missbrauch und Sucht einzusetzen: Denn noch immer raucht in Deutschland ein Drittel der Erwachsenen", bremst die Drogenbeauftragte die Freude über diesen Rückgang.
Süchtige sind keine Randgruppe
Durch den Konsumrückgang beim Tabak ist auch der Cannabiskonsum bei den unter 18-Jährigen zurückgegangen. Je intensiver Tabak konsumiert würde, desto stärker verbreitet, sei die Erfahrung im Umgang mit Cannabis. Wer nicht raucht, greift auch weniger zum Joint", erläutert die Drogenbeauftragte den Zusammenhang. Etwa 600.000 vorwiegend junge Menschen seien abhängig von Cannabis, weitere 200.000 Menschen konsumierten Opiate, Kokain, Amphetamine und Halluzinogene."
Bei Heroinkonsumenten hat es im Jahr 2007 leider eine Trendwende gegeben. Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 % angestiegen. 1.394 Menschen starben 2007 an den Folgen des Konsums illegaler Drogen.
Viel mehr Menschen, haben Probleme mit legalen Drogen. Etwa 1,3 Millionen sind alkoholabhängig. 9,5 Millionen Menschen in konsumierten Alkohol in riskanter Weise und mehr als 1,4 Millionen Menschen sind medikamentenabhängig.
Internetsucht noh nicht im Bericht
Experten gehen davon aus, dass spätestens in zwei Jahren auch die Abhängigkeit vom Internet im Suchtbericht der Bundesregierung behandelt wird. «Die Bundesregierung hat die Dringlichkeit erkannt und jetzt Studien in Auftrag gegeben», sagte Klaus Wölfling, der Leiter der ersten deutschen Ambulanz für Online-und Spielsüchtige in Mainz, der «Berliner Zeitung». Er geht nach bisherigen Untersuchungen davon aus, dass acht bis neun Prozent der 16- bis 25-Jährigen ein problematisches Computerspielverhalten haben.
«2,5 bis 3 Prozent dieser Altersgruppe legen sogar ein pathologisches, also krankhaftes PC-Verhalten an den Tag», sagte Wölfling. Allerdings gäbe es bislang noch keine repräsentative Untersuchung des Problems.
In der Ambulanz für Onlineabhängige, die von der Universität Mainz als Modellprojekt betrieben wird, haben sich Wölflings Angaben zufolge seit der Eröffnung im März etwa 100 Betroffene und Angehörige von Internetabhängigen gemeldet. Jeder Dritte begann eine ambulante Therapie.
Der Drogen- und Suchtbericht steht unter http://www.bmg.bund.de/cln_041/nn_604814/DE/Themenschwerpunkte/Drogen-und-Sucht/Die-Drogenbeauftragte/Die-Drogenbeauftragte.html zur Verfügung.
Neuer Drogenbericht der Bundesregierung: Immer mehr Alkoholexzesse bei Jugendlichen
"Binge Drinking" im Trend
Das exzessive Trinken bei Kindern und Jugendlichen hat laut dem neuesten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung stark zugenommen. Während die 12- bis 17-Jährigen 2005 noch umgerechnet 34 Gramm reinen Alkohol pro Woche zu sich nahmen, waren es im vergangenen Jahr schon 50 Gramm, gut 30 Prozent mehr. Das geht aus dem neuen Drogenbericht der Bundesregierung hervor. Rauchen liegt dagegen nicht mehr so im Trend.
Share on