Was hier besonders auffällig geschehe, vollziehe sich "ähnlich jeden Tag". Lehmann fügte hinzu: "Hier wird deutlich, wie unbewältigt die Globalisierung ist. Hier bekommen wir ganz besonders die dunklen und schädlichen Seiten zu spüren." Die Frage, ob der "Superkapitalismus" ethisch zu bändigen sei, werde "unsere Diskussion bestimmen müssen".
Bischof Huber betonte, die soziale Gerechtigkeit stehe unter dem "Druck" der Globalisierung. Es sei zwar nachvollziehbar, dass bei eigentümergeführten Unternehmen eine ethische Orientierung besonders deutlich wahrzunehmen und in mittelständischen Betrieben die Bindung an das Wohl der Belegschaft besonders zu spüren sei. Dies sei aber "keineswegs ein Grund dafür, international agierende Großunternehmen von entsprechenden Erwartungen freizustellen".
Der EKD-Ratsvorsitzende fügte hinzu: "Im Gegenteil ist unternehmerisches Handeln auch hier daran zu messen, welche Konsequenzen es für die Fragen von Arbeit und Arbeitslosigkeit hat." Es gelte, ethische Maßstäbe auch für das Verhalten an der Börse zu entwickeln. Huber betonte: "In der deutschen Tradition sind Unternehmen nie nur den Shareholdern, sondern auch den Mitarbeitenden verpflichtet und tragen Verantwortung für das Gemeinwohl."
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) mahnte, Manager müssten zum Erhalt der sozialen Marktwirtschaft beitragen und Solidarität "nach unten" gewähren: "Wenn sie keine sozialen Bündnisse mit den Verlierern unserer Gesellschaft zu organisieren bereit sind, dann werden diese politische irrational, extremistisch und auch gewalttätig."
Steinbrück fügte mit Blick auf das Bochumer Nokia-Werk hinzu: "Dass es Verlagerungseffekte im Zeitalter der Globalisierung gibt, ist ja nicht das Problem." Wer jedoch die Leute "Knall auf Fall" in eine Ausweglosigkeit katapultiere, der verspiele massiv Vertrauen.
Huber: Sozialer Friede bedroht - Lehmann: Dunkle Seiten der Globalisierung spürbar
Kirchen fordern mehr Ethik in der Wirtschaft
Die beiden großen christlichen Kirchen fordern eine stärkere Beachtung ethischer Standards in der Wirtschaft. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, warnte am Mittwoch vor einer Gefährdung des sozialen Friedens. Die "Schere zwischen Armen und Reichen" gehe immer weiter auf. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, verwies auf die geplante Schließung des Bochumer Werkes von Nokia.
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