Bei den Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa spielte Religion eine bedeutende Rolle

Kandidatenkür im Zeichen des Glaubens

Bei den Präsidentschafts-Vorwahlen im Bundesstaat Iowa haben sich am Donnerstag der Demokrat Barack Obama und der Republikaner Mike Huckabee durchgesetzt. Glaubensfragen waren im Wahlkampf mitentscheidend. Vor allem auf republikanischer Seite spielte die Religion eine wichtige Rolle. Auch bei den Demokraten wurde vor der Abstimmung ungewöhnlich offen über den Glauben gesprochen.

 (DR)

Der Baptistenpfarrer und Ex-Gouverneur Huckabee, der in Iowa 34 Prozent erzielte, galt noch vor zwei Monaten als chancenlos. Im Wahlkampf aber konnte er mit seiner konservativ-christlichen Haltung punkten. Er ist ein strikter Gegner der Abtreibung, die er als "Kindermord" bezeichnet. Er ist gegen die "Homo-Ehe". Und als Gouverneur von Arkansas (1996-2007) verbat er das Fluchen in seinem Büro.
"Huckabee hat jetzt einen Spießrutenlauf vor sich, der sehr hart ist", so USA Experte Andrew Denison am Morgen im domradio-Interview. Im Gegensatz zu Obama fehle es ihm an Erfahrung und Finanzmitteln für den weiteren Wahlkampf. "Er wird es schwer haben."

Erfolg durch göttliches Eingreifen
Huckabee glaubt, dass Gott Großes mit ihm vorhat: Sein bisheriger Erfolg sei ebenso wie die biblische Brotvermehrung durch göttliches Eingreifen zustande gekommen, erklärte er kürzlich. So konnte er vor allem die frommen Wähler für sich mobiliseren. Fast die Hälfte der republikanischen Teilnehmer bei den Vorwahlen in Iowa sind nach einer Umfrage der Zeitung "Des Moines Register" evangelikal oder gar fundamentalistisch eingestellt.

Schwerer hatte es da sein schärfster Konkurrent Mitt Romney, der bei den Republikanern in Iowa mit 25 Prozent auf dem zweiten Platz landete. Denn Romney ist wegen seiner Zugehörigkeit zur Mormonen-Kirche nicht unumstritten. Zwar haben namhafte Konservative bereits Partei für ihn ergriffen. Doch viele Evangelikale sehen ihn als Anhänger einer unchristlichen Glaubensgemeinschaft, die zudem mit Polygamie in Verbindung gebracht wird. Romney hofft jetzt bei den Vorwahlen am kommenden Dienstag in New Hampshire auf einen Erfolg. Dort hat der rechtschristliche Parteiflügel angeblich weniger Einfluss.

Kritik an "säkularen" Demokraten
Auch bei den Demokraten wurde Religion in Iowa zum Wahlkampfthema.
Obama, der 38 Prozent holte, kritisierte "säkulare" Demokraten, die fromme Menschen nicht ernst nähmen. Damit werde das Feld der Religion rechten Predigern überlassen. Ex-Senator John Edwards, für den sich 30 Prozent der Demokraten entschieden, versicherte, er bete täglich.
Die ursprüngliche Favoritin Hillary Clinton hob ihre Mitgliedschaft in der Methodistenkirche hervor. Überraschend landete die Senatorin und Frau des bei vielen Demokraten nostalgisch umjubelten Bill Clinton mit 29 Prozent nur auf Platz drei.
"Ich bin sehr überrascht. Diesen eindeutigen Vorsprung hätte ich nicht erwartet", so Andrew Denison. Repräsentativ für die Vereinigten Staaten sei Iowa nicht, hatte Denison im Vorfeld erklärt. Dennoch seien die Ergebnisse der Vorwahlen in dem kleinen US-Bundesstaat wichtig für den weiteren Verlauf des Wahlkampfs und ein Zeichen für die Fähigkeiten der Kandidaten im nationalen Wettbewerb. "Iowa ist weiß, ländlich und konservativ - dass dort ein Schwarzer mit progressiven Ansichten gut abschneiden kann ist schon beeindruckend", betont der Experte. "Diesen Aufschwung wird er bis zur Entscheidung in New Hampshire gut nutzen können", sagt Denison.


Die Vorwahlen in Iowa lassen noch keine Prognose zu, wer für die Demokraten und die Republikaner bei der Präsidentenwahl im November antritt. Zwar wurde der Demokrat Jimmy Carter 1976 nach einem Überraschungserfolg in Iowa Präsident. Bill Clinton dagegen erhielt
1992 in Iowa nur drei Prozent - und zog dennoch ins Weiße Haus ein.
Entscheidend werden womöglich die Vorwahlen am 5. Februar sein, wenn in mehr als 20 Staaten abgestimmt wird.