Benedikt XVI. ist der dienstälteste Papst aus Bayern

Ratzingers Rekord

Sein Vorgänger Johannes Paul II. sammelte Rekorde am laufenden Band: die meisten Reisen, so viele Heiligsprechungen wie nie zuvor, die größte Eucharistiefeier der Welt. Doch auch Benedikt XVI. hat schon Aufsehen erregt. Sein Jesusbuch dürfte der Titel sein, der schneller als jedes andere Buch zuvor die einschlägigen Hitlisten gestürmt hat. Von der Bestmarke, die der Heilige Vater am Sonntag erreicht, wird er freilich kaum Notiz nehmen. Dann ist der Papst zwei Jahre, drei Monate und 17 Tage im Amt - länger als alle seine bayerischen Vorgänger auf dem Stuhl Petri.

 (DR)

Bei gutwilliger Zählung gilt der Ratzinger-Papst als der vierte Pontifex aus bayerischen Gefilden. Clemens II., der eigentlich aus Niedersachsen kam, wurde von König Heinrich III. 1040 erst zum Bischof von Bamberg und sechs Jahre später zum Nachfolger Petri befördert. Doch er starb unter mysteriösen Umständen nach nur neun Monaten und 16 Tagen in Süditalien. 900 Jahre später fanden Gerichtsmediziner bei einer Öffnung seines Sarkophags im Bamberger Dom in seinen Knochen Blei - Spuren eines heimtückischen Verbrechens im einzigen Papstgrab nördlich der Alpen? Die Forscher sind sich nicht einig.

Sein Nachfolger Damasus II. stammte aus fränkisch-bayerischem Adel und war vorher Bischof von Brixen, das damals zum Herzogtum Bayern gehörte. Ihm erging es noch schlechter. Sein Pontifikat währte gerade einmal 23 Tage, was ebenfalls Gerüchte um sein Ende aufkommen ließ. Zeitgenössische Quellen argwöhnen wie schon bei Clemens II., der von Heinrich 1046 abgesetzte Finsterling Benedikt IX. habe ihn vergiftet.

Victor II. schließlich, dritter bayerischer Papst der Kirchengeschichte, war ursprünglich schwäbischer Herkunft. Der Neffe des Regensburger Bischofs bekleidete bereits als kaum 20-Jähriger das Amt des Eichstätter Hirten. Auch er gelangte 1055 als enger Vertrauter Heinrichs III. auf den Stuhl Petri.

Victor unterstützte wie seine Vorgänger die Kirchenreform, schärfte den Priestern die Zölibatspflicht ein und kümmerte sich um den sechsjährigen Sohn des Kaisers, der ihm kurz vor dessen Tod anvertraut worden war. Nach der Ankündigung eines Konzils in Arezzo in der Toskana erkrankte der Papst und starb mit hohem Fieber am 28. Juli vor genau 950 Jahren.

Selbst nach seinem jähen Tod im zarten Alter von 37 Jahren wurde diesem Papst noch übel mitgespielt. Bürger von Ravenna raubten seine Leiche auf dem Heimweg nach Eichstätt, "mit List und Tücke", wie später ein namenloser Chorherr aus Herrieden berichtete. In der italienischen Stadt liegt er bis heute - wider Willen - begraben.

Seine Amtszeit als Bischof von Rom währte genau zwei Jahre, drei Monate und 16 Tage. Spitzfindige werden nun einräumen, 1056 sei, nach der guten Regel aller durch vier teilbaren Zahlen, ein Schaltjahr und mithin einen Tag länger gewesen als die anderen. Schalttage sind tatsächlich keine Erfindung der Neuzeit, es gab sie auch schon im Julianischen Kalender, der im Mittelalter galt.

Also: Nach dieser Rechnung ist Benedikt XVI. erst am 6. August der am längsten amtierende bayerische Papst aller Zeiten. Diesen Spitzenplatz wird ihm so bald keiner streitig machen.