Das Neue Testament liegt nun als wertiges Magazin im Kiosk

Hochglanz statt Bleiwüste

Das Neue Testament liegt jetzt als Hochglanzmagazin in Buchhandlungen und Kiosken, mit Bildern aus dem Film  "Jesus Cries". Oliver Wurm hat es mit dem Katholischen Bibelwerk herausgebracht und erzählt, wie es dazu kam.

Zeitschriftenstand am Vatikan / © Michael Kappeler (dpa)
Zeitschriftenstand am Vatikan / © Michael Kappeler ( dpa )

DOMRADIO: Warum finden Sie, dass ein Zeitschriftenladen der richtige Ort für das Neue Testament ist?

Oliver Wurm (Verleger aus Hamburg): Naja, man legt ja die Magazine, die die Menschen lesen sollen, auch dorthin, wo die Menschen sind. Also auch Stern, Kicker, Die Zeit. Alles liegt in den Einkaufszentren, in den Supermärkten, am Bahnhof, da wo Menschen stöbern und vielleicht auch Anregungen suchen. Und ich dachte, bessere Anregungen als im Neuen Testament kann man eigentlich nicht bekommen, gerade in diesen Zeiten. Ich glaube, so unterwegs würde sich auch keiner so eine dicke Bibel mitnehmen.

DOMRADIO: Was ist anders an diesem Neuen Testament im Zeitschriftenformat? Wenn wir das jetzt mit unserer Bibel zuhause mal vergleichen?

Wurm: Es ist ein Einsteigen ohne Barriere. Es ist der vollständige Text des Neuen Testaments. Aber er ist durch die Typografie, die Gestaltung, die verschiedenen Papiersorten und die guten Fotos so aufbereitet, dass er nicht wie ein großer Bleiwüstenblock wirkt, den man abarbeiten muss. Wir bieten Einstiegshilfen. Man kann eigentlich auf jeder Seite irgendwo was finden, worauf man gerade Lust hat. Jeden Tag ein bisschen in der Bibel lesen, dann hat man sie in einem Jahr auch komplett gelesen. Und das ist nun mal die Urquelle von allem.

Es gibt wahnsinnig viele Bücher über die Bibel. Aber die wenigsten Christen lesen die Bibel als Original von vorne bis hinten durch. Und das ist das Angebot, was wir machen. 

DOMRADIO: Sie haben auch einige Textpassagen hervorgehoben. Warum? 

Wurm: Ja, wenn wir sagen, wir wollen das lesbar gestalten, dann müssen wir genau diese Einstiegsmöglichkeiten bieten. Wir haben das nicht nach drei Jahren katholischem oder universitärem Studium durchgeführt, sondern uns am Volksmund orientiert: "Die Letzten werden die Ersten sein", dieses Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, haben wir ein bisschen typografisch hervorgehoben. Oder wenn es um die Namen der zwölf Apostel geht oder das Vater Unser, das sind bei uns Einzelseiten.

Das erste Mal das Wort Jesus erwähnt in der Bibel: Doppelseite. Auf einer Doppelseite steht nur das Wort Jesus. Dort können wir auch mal ein bisschen ausruhen und denken: Oh, interessant. Wie geht es weiter? Dann blättert man um und steigt in die nächste Geschichte ein. Andere steigen ein, indem sie die Fotos anschauen.

DOMRADIO: Sie haben das Magazin zum Neuen Testament bebildert mit Fotos aus dem Film "Jesus Cries" von Brigitte Maria Mayer aus dem Jahr 2016. Das sind zum Teil blutige Bilder. Ein nackter Jesus am Kreuz in einer Art Beerdigungssituation von heute zum Beispiel. Was wollen Sie mit diesen Bildern bewirken?

Wurm: Wir haben lange überlegt, wie wir das bebildern und hatten ganz verschiedene Ansätze. Wir hatten zwischenzeitlich mal die Idee, das mit acht Designschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu gestalten. Das war aber nicht zielführend. Dann habenn wir zufällig auf dem Instagramkanal von Brigitte Maria Mayer diese Bilder gesehen. Ohne dass ich direkt wusste, was sie überhaupt gemacht hat, waren das Bilder, die mich berührt und auch zum Nachdenken provoziert haben. Wir haben sie angefragt und uns das Projekt dahinter erschlossen. Es sind jetzt Szenen aus diesem Film, in dem sie die Geschichte in die Gegenwart geholt hat. Wir selbst hätten dieses Setting so nie bauen können, auch vom Aufwand her. Das war ein wunderbares Geschenk. Und ich finde, dass diese Bilder nicht verstören, aber durchaus auch manchmal Gefühle ansprechen. Beim Lesen, beim Blättern. Und auch das muss ein Magazin können: mit den Lesern interagieren.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR