Kirchenjurist Anuth redet Klartext

Synodaler Weg ohne konkrete Konsequenzen?

​Der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth geht davon aus, dass das katholische Reformprojekt Synodaler Weg keine konkreten Konsequenzen hat. Erwartungen würden enttäuscht, das Format sei verantwortungslos.

Synodaler Weg / © Ottersbach (DR)
Synodaler Weg / © Ottersbach ( DR )

Bei einer online-Tagung in Freiburg stellte Anuth am Mittwoch die Frage, wozu und mit welcher Perspektive zwei Jahre lang beraten werde. Am Ende werde es keine Kirchenreform geben. Der Wissenschaftler sagte, die Kirche in Deutschland könne von Papst Franziskus keine Hilfe erwarten, nachdem dieser vor zwei Wochen noch einmal seine Kritik an dem Projekt wiederholt habe.

Für Anuth ist der Synodale Weg eine "Erfindung" der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Das Kirchenrecht kenne ein solches Format nicht. Der Jurist äußerte Unverständnis, warum der Eindruck von verbindlichen Ergebnissen geweckt worden sei. So würden Erwartungen enttäuscht, und das sei verantwortungslos. Anuth warf die Frage auf, ob engagierten Christen überhaupt zugemutet werden könne, für das Projekt Zeit und Energie aufzuwenden.

Bitten um Teilnahme abgelehnt

Der Kirchenjurist hat nach eigenem Bekunden selbst mehrfach Bitten um eine Teilnahme abgelehnt. Er sieht im Synodalen Weg nicht die Reformperspektive, die andere Professoren wahrnehmen. Anuth will "nur da Hoffnungen machen, wo ich sie begründen kann".

Beim Synodalen Weg beraten Bischöfe und Laien über die Zukunft kirchlichen Lebens und wollen nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Initiative, die es in dieser Form noch nie gab, behandelt in vier Foren die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen.

Änderungen scheiterten oft an dem "von Rom im Ohnmachtsgestus vorgetragenen Herrschaftsanspruch". Regelungen würden als göttliches Recht bezeichnet und deshalb unveränderbar, so Anuth. Die Argumente für andere Positionen lägen seit langer Zeit auf dem Tisch. Allein eine "atmosphärisch neue Konstellation" beim Gespräch von Bischöfen und Laien nannte Anuth nicht ausreichend als Begründung für den Synodalen Weg. 

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Quelle:
KNA