Anfang September fanden fünf Regionenkonferenzen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg statt. Die Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München waren geprägt durch Rufe nach mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche. Kontroverse Diskussionen gab es zur katholischen Sexualmoral. Zentrales Thema war außerdem eine Bestandsaufnahme von Seelsorge und sozialer Arbeit in Zeiten von Corona.
Die Treffen mit jeweils etwa 50 Teilnehmern fanden anstelle der wegen der Pandemie verschobenen zweiten Synodalversammlung statt. Diese ist das höchste Gremium des Synodalen Weges, mit dem Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen wollen.
Die Beratungen werden im Februar 2021 auf der nächsten Synodalversammlung fortgesetzt. Dann stehen nicht nur die Papiere zu Frauen und Sexualmoral zur Diskussion, sondern vielleicht auch die zu priesterlichen Lebensformen und Macht. (KNA, 5.9.20)
20.10.2020
Der Berliner Dogmatikprofessor Georg Essen warnt vor einem Scheitern des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland. "Auch wenn ich die Ziele aufrichtig unterstütze, bleibe ich skeptisch".
Das sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Der Synodale Weg wird mit Erwartungen überfrachtet, die kaum eingelöst werden können", erklärte der geschäftsführende Direktor des Instituts für Katholische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität.
So könnte der Reformdialog "im Ergebnis zu noch mehr Ratlosigkeit, Frustration und Resignation führen, was bitter wäre", betonte der Professor für Systematische Theologie. "Es werden ja alle Themen aufgegriffen, die seit den 1970er Jahren aufgeschoben und ausgesessen werden, und das heute bei wesentlich stärkerer Polarisierung der Positionen."
"Zugleich immunisiert sich das kirchliche Lehramt gegenüber allen Reformbewegungen", kritisierte Essen. Im Synodalen Weg spiegle sich die "Sackgasse der römisch-katholischen Kirche" wider. "Sie hat sich im 19. Jahrhundert ein dogmatisches und rechtliches Gerüst gegeben, das sie vollständig blockiert, weil sie über ihre eigenen versteinerten Traditionen nicht mehr hinweg kann", sagte Essen. Er bedauerte "eine latente Wissenschaftsfeindlichkeit des römischen Lehramtes der Theologie gegenüber, wenn es sich etwa seit 100 Jahren abkoppelt von wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Beispiel mit Blick auf Sexualität".
Essen wies den Vorwurf, der Synodale Weg habe zuwenig theologischen Tiefgang, als "Dreistigkeit" zurück. "Wer dies behauptet, sollte eigentlich sagen, dass es nicht die Theologie ist, die er selbst für richtig hält." Tatsächlich engagierten sich beim Synodalen Weg "viele unserer profiliertesten Theologinnen und Theologen".
Zur Frage des Missbrauchsskandals, der ein Anlass für den Reformdialog des Synodalen Wegs war, sagte Essen, der Missbrauch und dessen Vertuschung durch Amtsträger sei "eine Beschädigung des katholischen Selbstverständnisses, von der wir noch nicht wissen, wie wir weiter damit umgehen können". Das gebe der Missbrauchskrise "ein dramatisches Ausmaß". Der Kirche drohe "ein Legitimationszerfall, wie wir ihn bislang noch nicht kannten".
Anfang September fanden fünf Regionenkonferenzen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg statt. Die Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München waren geprägt durch Rufe nach mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche. Kontroverse Diskussionen gab es zur katholischen Sexualmoral. Zentrales Thema war außerdem eine Bestandsaufnahme von Seelsorge und sozialer Arbeit in Zeiten von Corona.
Die Treffen mit jeweils etwa 50 Teilnehmern fanden anstelle der wegen der Pandemie verschobenen zweiten Synodalversammlung statt. Diese ist das höchste Gremium des Synodalen Weges, mit dem Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen wollen.
Die Beratungen werden im Februar 2021 auf der nächsten Synodalversammlung fortgesetzt. Dann stehen nicht nur die Papiere zu Frauen und Sexualmoral zur Diskussion, sondern vielleicht auch die zu priesterlichen Lebensformen und Macht. (KNA, 5.9.20)