Bei den nächsten Rodungen im Hambacher Wald am gleichnamigen Braunkohletagebau soll mehr als die Hälfte des Waldes gefällt werden. Mehr als 100 Hektar von den restlichen rund 200 Hektar würden dann gerodet, teilte RWE Power am Montag in Köln mit. Darin enthalten seien das 80 Hektar große Gebiet, das wegen des vorübergehenden Rodungsstopps in der vergangenen Saison nicht abgeholzt wurde.
Die nächste Saison dauert nach früheren Angaben vom 1. Oktober bis Ende März. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat Klage gegen den unlängst zugelassenen Hauptbetriebsplan bis 2020 eingereicht, der auch die umstrittenen Rodungen genehmigt. Zentraler Streitpunkt ist, ob der Rest des Hambacher Waldes bei Kerpen mit den Wochenstuben der Bechsteinfledermaus als Teil des ökologischen EU-Schutzgebietssystems "Natura 2000" gemeldet werden müsste.
Als der Wald noch 3000 Hektar groß und intakt war, hätte sich das aufgedrängt, sagte der RWE-Gutachter Ulrich Mierwald. Aber jetzt gebe es Gebiete, die geeigneter dafür wären, als der Hambacher Wald.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz verweist auf eine Vorschrift in Nordrhein-Westfalen, wonach je Lebensraum einer Art mindestens die fünf besten Gebiete zu melden seien. Für die Bechsteinfledermaus sei bisher nur der Nörvenicher Wald gemeldet worden, obwohl es im Hambacher Wald das größere Vorkommen der streng geschützten Feldermausart gebe. (Quelle: dpa / Stand: 23.04.18)
30.08.2018
Hundertschaften im Hambacher Forst: Sie durchsuchen die Aktivisten, die seit 2012 dort in Camps und Baumhäusern ausharren. Sie wollen das Energie-Unternehmen RWE davon abhalten, im Hambacher Forst zu roden. Die Lage droht zu eskalieren.
DOMRADIO.DE: In den vergangenen Tagen gab es ein gewaltsames Aufeinandertreffen mit den Waldschützern und der Polizei, Molotowcocktails sollen sogar geworfen worden sein. Bei aller Sympathie für die Besetzer – kontraproduktiver kann ein Protest nicht sein, oder?
Jens Sannig (Superintendent des Kirchenkreises Jülich): Das ist sicherlich kontraproduktiv, wobei man deutlich unterscheiden muss: Die, die seit Monaten und Jahren in diesem Wald ausharren, sind nicht diejenigen, die jetzt hier zu diesen gewalttätigen Mitteln greifen. Aber klar: Wenn Leute anreisen und nur eine Form der Auseinandersetzung suchen, ist das kontraproduktiv und dient nicht der Sache.
DOMRADIO.DE: RWE plant, Ende Oktober wieder zu roden, um anschließend Braunkohle für seine Kraftwerke abbauen zu können. Gleichzeitig kommen immer mehr Aktivisten aus ganz Europa, um auf Baumhäusern den Wald zu besetzen… Befürchten Sie eine Eskalation?
Sannig: Wenn RWE an seinen Plänen festhält, ist mit einer Eskalation zu rechnen. Wir versuchen alles vor Ort, um deeskalierend einzugreifen. Das bedeutet insbesondere, RWE dazu zu bringen, auf diese Rodungen zu verzichten. Es wäre ein Leichtes, auch hier einen Beitrag zur Deeskalation zu geben.
DOMRADIO.DE: Der Essener Konzern RWE bekommt Unterstützung von der Polizei. Und vor dem Gesetz hat RWE tatsächlich auch das Recht, die uralten Bäume zu fällen. Warum sträubt es sich in Ihnen?
Sannig: Na, weil ich denke, dass wir mit der Kohlekommission ein Organ haben, das genau das aushandeln will, was noch für die Zukunft notwendig sein wird. Und ich denke, dass man das auf jeden Fall abwarten muss, anstatt voreilig Fakten zu schaffen. Ich gehe ganz fest davon aus, dass der Ausstieg in dieser Form beschlossen und RWE als Verlierer dastehen wird.
DOMRADIO.DE: RWE argumentiert ja, ohne die Kohle unter dem Wald kämen 15 Prozent der deutschen Stromversorgung zum Erliegen. Zweifeln Sie das an?
Sannig: Wir haben andere Zahlen. Fakt ist, dass nach unseren Berechnungen RWE auch ohne die Rodungen noch zwei Jahre fördern könnte. Aus unserer Sicht wäre es leicht für das Unternehmen oder die Politik, die Ergebnisse der Kohlekommission abzuwarten, um überhaupt ein Ergebnis zu haben, in welchen Tagebauen welche Menge noch zu fördern sein wird.
DOMRADIO.DE: Können die beiden großen Kirchen noch einen Fuß in die Tür bekommen oder in irgendeiner Weise Einfluss nehmen?
Sannig: Wir bemühen uns. Es wird noch mal ein Gespräch des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Ministerpräsident Laschet geben. Wir versuchen alles, um dem ganzen Einhalt zu gebieten und dieser Eskalation vorzubeugen.
Das Interview führte Tobias Fricke.
Bei den nächsten Rodungen im Hambacher Wald am gleichnamigen Braunkohletagebau soll mehr als die Hälfte des Waldes gefällt werden. Mehr als 100 Hektar von den restlichen rund 200 Hektar würden dann gerodet, teilte RWE Power am Montag in Köln mit. Darin enthalten seien das 80 Hektar große Gebiet, das wegen des vorübergehenden Rodungsstopps in der vergangenen Saison nicht abgeholzt wurde.
Die nächste Saison dauert nach früheren Angaben vom 1. Oktober bis Ende März. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat Klage gegen den unlängst zugelassenen Hauptbetriebsplan bis 2020 eingereicht, der auch die umstrittenen Rodungen genehmigt. Zentraler Streitpunkt ist, ob der Rest des Hambacher Waldes bei Kerpen mit den Wochenstuben der Bechsteinfledermaus als Teil des ökologischen EU-Schutzgebietssystems "Natura 2000" gemeldet werden müsste.
Als der Wald noch 3000 Hektar groß und intakt war, hätte sich das aufgedrängt, sagte der RWE-Gutachter Ulrich Mierwald. Aber jetzt gebe es Gebiete, die geeigneter dafür wären, als der Hambacher Wald.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz verweist auf eine Vorschrift in Nordrhein-Westfalen, wonach je Lebensraum einer Art mindestens die fünf besten Gebiete zu melden seien. Für die Bechsteinfledermaus sei bisher nur der Nörvenicher Wald gemeldet worden, obwohl es im Hambacher Wald das größere Vorkommen der streng geschützten Feldermausart gebe. (Quelle: dpa / Stand: 23.04.18)