Wie die Trockenheit in Deutschland Friedhofsgärtner herausfordert

"Schon zwei größere Brände auf dem Friedhof gelöscht"

Was bedeutet der trockene Sommer für Friedhofsgärtner? Grabkontrolleurin Eva Leven befindet sich wie viele ihrer Kollegen am Gießlimit – und schildert, wie sie versucht, Pflegegräber vor dem Vertrocknen zu retten.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie kontrollieren die Arbeit der Friedhofsgärtner in ganz Nordrhein-Westfalen. Und sehen, dass die Gärtner die Gießkanne seit Wochen tatsächlich kaum noch aus der Hand nehmen, oder?

Eva Leven (Friedhofsgärtnerin und Grabkontrolleurin): So ist es. Leider besteht dieses Problem nicht erst seit den letzten Wochen. Im Grunde genommen hat die Trockenzeit in Deutschland schon im Frühjahr Einzug gehalten. In den letzten Wochen spitzt sich die Lage durch die hohen Temperaturen extrem zu. Da kommen die Betriebe einfach auch an ihre Grenzen.

Glücklich kann sich schätzen, der mit einem Lieferwagen zum Friedhof fahren kann: So kann er mehr Wasser ausbringen und die Mitarbeiter haben natürlich auch eine wesentlich geringere körperliche Belastung. Den ganzen Tag Gießkannen zu schleppen, ist kein Vergnügen bei den Temperaturen. Hinzu kommt, dass man mit einem Schlauchwagen wesentlich gezielter und effizienter gießen kann, was wiederum für die Pflanze zurzeit ein absolutes Muss ist, weil sie einfach keine Chance hat, sich auf dem Boden selber zu versorgen.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es auf Friedhöfen denn aktuell aus: Es wurde sogar die Warnung ausgesprochen, keine Kerzen mehr auf den Gräbern anzuzünden.

Leven: Das ist ein ganz wichtiger Hinweis, den sich jeder zu Herzen nehmen sollte. Ich habe schon zwei größere Brände auf dem Friedhof gelöscht. Insbesondere da, wo viel Laub hinfällt oder wo etwa Grasflächen mit Pinienmulch abgedeckt sind, brennt es hervorragend. Man sollte achtsam sein. Wenn es irgendwo qualmt, sollte man einmal hingehen und Wasser drüber geben. Bei der Trockenheit verbreitet sich ein Feuer einfach rasend schnell und es entstehen stehen immense Schäden.

DOMRADIO.DE: Diese Trockenheit belastet ja nicht nur die Pflanzen. Auf Friedhöfen leben unheimlich viele Tiere. Was beobachten Sie denn da?

Leven: Sowohl Gärtner-Kollegen als auch aufmerksame Friedhofsbesucher stellen kleine Schälchen mit Wasser hin, damit sich Tiere versorgen können. Natürlich herrscht auch für die Tiere Wassermangel.

Ich bitte in diesem Zusammenhang alle Friedhofsbesucher, die ihre Tiere - insbesondere Hunde- mitbringen, darauf acht zu geben, dass keine Brände entstehen, weil ihre Tiere Kerzen umreißen. Es ist im Moment einfach überall Vorsicht und Achtsamkeit geboten.

DOMRADIO.DE: Sie haben eben von trockenem Laub gesprochen. Trotz 30 Grad im Schatten hat der Herbst teilweise ja schon begonnen. Was glauben Sie: Erholen sich die Pflanzen von diesem trockenen Sommer oder wird man die Auswirkungen noch bis ins nächste Jahr spüren?

Leven: Das ist ganz schwer zu sagen. Ich beobachte, dass gerade Linden sehr stark Laub abwerfen, um sich selber zu schützen. Natürlich tun das auch viele andere Laubbäume. Bei Bodendeckern und Gehölzen auf den Gräbern wird man schauen müssen, wie es sich entwickelt. Ich spreche täglich mit den Kollegen.

Wir warten erst einmal ab, bevor wir etwas zu früh austauschen. Es ergibt ohnehin keinen Sinn, jetzt etwas nach zu pflanzen. Durch diesen lang anhaltenden Stress, den die Pflanzen haben, wird es mit Sicherheit auch im Frühjahr noch einzelne Ausfälle geben. Das sind natürlich reine Spekulationen. Man wird abwarten müssen, welche größeren Schäden noch auf uns zukommen werden.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
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