Warum wir uns für die Royals interessieren

Feiern mit Englands berühmtester Einwandererfamilie

Der Countdown läuft, in einer Woche wird royal geheiratet: Prinz Harry und Meghan Markle. Vorab gibt es neue Details: Predigen soll der Primas der Episkopalkirche der USA. Der anglikanische Primas Welby, der das Paar traut, zeigt unterdessen Nerven.

Meghan Markle und Prinz Harry / © Frank Augstein (dpa)
Meghan Markle und Prinz Harry / © Frank Augstein ( dpa )

Die Queen kann hoch zufrieden sein. Sie erfreut sich mit 92 Jahren einer robusten Gesundheit, ihr Ehemann Philip hat mit 96 Jahren noch gut eine Hüftoperation überstanden, sie ist wieder Urgroßmutter geworden und ihr Enkel Harry heiratet in wenigen Tagen.

Also keine dunklen Wolken am Horizont, dafür jede Menge schöne Bilder und positive Schlagzeilen. Das findet in Echtzeit Eingang in alle Medien und anschließend in die Köpfe der Menschen. Macht man die Probe auf's Exempel, stellt man fest, dass sehr viele Zeitgenossen über ein solides Wissen verfügen, geht es um das aktuelle Geschehen in den Königshäusern. Warum interessieren sich die Menschen so sehr für die Royals?

Anhaltende Faszination

"Die Royals bieten uns stellvertretend Themen und Probleme, mit denen wir uns identifizieren können - oder die uns zum Abgrenzen reizen. Also entweder: Oh, das ist ja bei denen wie bei mir. Oder: Deren Probleme müsste man haben! Ich glaube, es ist in erster Linie eine Neugier an Menschen, die einen Sonderstatus haben dank ihrer Geschichte und Traditionen", erklärt der Journalist Tim Schleider, Autor eines Buches zum Thema, die Faszination an den gekrönten Häuptern dieser Welt.

Die Royal Family als Projektionsfläche für uns alle? Ja, meint Schleider, denn: "Es gibt die allmächtige, schon seit ewig regierende Großmutter, die Queen, es gibt die mittlere Generation ihrer Kinder, deren Ehen fast alle gescheitert sind, und dann ist da die junge strahlende Generation der Enkel, die ihr Leben scheinbar gut im Griff haben."

Der Primas der Episkopalkirche in den USA wird predigen

Davon konnte man sich gerade erst überzeugen, als Prinz William und seine Frau zum dritten Mal Eltern wurden. Glücklich präsentierten sie den kleinen Prinzen der Welt, um dann hinter den Mauern des Kensington Palastes zu verschwinden. Auch Harry und Meghan bereiten ihren großen Tag gewissenhaft vor. Am Wochenende wurde bekannt, dass der Primas der Episkopalkirche in den USA, Bischof Michael Bruce Curry, die Predigt während des Gottesdienstes in der historischen Georgskapelle von Windsor Castle halten solle. Ein weiteres Detail, auf dass sich die Medien stürzten, um die Zeit bis zum großen Tag zu überbrücken.

Sogar der Brexit, der Großbritannien schier zerreißt und auch in Deutschland weiterhin für heftige Emotionen sorgt, kann das Interesse an den Royals nicht mindern. "Ich glaube, wir sind in Deutschland immer noch sehr anglophil, obwohl der Brexit für uns eine traumatische Erfahrung war," meint Karina Urbach, eine deutsche Historikerin, die lange Zeit in England studiert und gelehrt hat. Sie hat für deutsche wie englische Zeitungen und Fernsehsender als Beraterin gearbeitet. "Die Royals stehen offiziell über der Politik, also kann man sie - trotz Brexit - weiterhin lieben. Und dann wissen wir natürlich auch, wie deutsch die Wurzeln dieser Familie sind - die Royals sind nun mal die berühmteste Einwandererfamilie - aus Hannover und Coburg."

Politische Dimension

Im Gegensatz zu Celebrities, die sich in der Regel nur einer kurzen Berühmtheit erfreuen, bringen die Royals eine Vergangenheit mit und haben eine Zukunft vor sich. Sie sind für das politische Geschehen immer noch von Bedeutung. "Ohne die Queen im Zentrum kann man das Staatswesen Großbritanniens nicht verstehen. Sie hat keine Macht, aber alle Institutionen des jahrhundertealten Parlamentarismus in England, das Unterhaus, das Oberhaus, beziehen sich auf die Queen - selbst die Post!", erläutert Tim Schleider.

Deswegen hat auch die anstehende Hochzeit von Prinz Harry und der US-amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle durchaus eine politische Bedeutung. "Bis ins 19. Jahrhundert waren royale Hochzeiten immer auch ein Mittel der Außenpolitik. Noch Queen Victorias Mann Albert hoffte mit der Heirat seiner Tochter Vicky 1858 eine Annäherung zwischen London und Berlin zu erzielen. Heute ist es eher umgekehrt. Hochzeiten sind ein Mittel der Innenpolitik geworden.

Trauzeuge William

Die Monarchie will durch eine Hochzeit mit einer Bürgerlichen Volksnähe und Modernität zeigen und natürlich vor allem gute Unterhaltung bieten", erklärt Karina Urbach.

Gute Unterhaltung steht am Samstag den ganzen Tag sowohl in Deutschland wie in England an. Erst die Hochzeit, dann abends das DFB-Pokal-Finale, in England ist es das Finale der Football Association. Deren Präsident ist Prinz William und er überreicht jedes Mal gerne den Pokal. In diesem Jahr hat er allerdings Terminschwierigkeiten, sein Bruder heiratet und er ist Trauzeuge.


Quelle:
KNA