Marx und Bedford-Strohm kritisieren Syrien-Angriff

"Militärschläge sind keine Lösung"

Vertreter der beiden großen Kirchen haben die nächtlichen Militärschläge der USA, Frankreichs und Großbritanniens in Syrien kritisiert. Es müssten Lösungen gefunden werden, um die Gewalt zu überwinden, hieß es.

Eine Luftabwehrrakete trifft auf Damaskus / © Hassan Ammar (dpa)
Eine Luftabwehrrakete trifft auf Damaskus / © Hassan Ammar ( dpa )

"Der Giftgasangriff auf unschuldige Menschen empört uns und viele Menschen haben das Gefühl, dass man das auch nicht einfach so auf sich beruhen lassen kann", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Samstag in Trier. "Militärschläge sind aber keine Lösung, insbesondere, wenn kein erkennbarer Plan für danach da ist." Er appelliere an die Großmächte, "dass sie endlich Lösungen finden, die die Gewalt überwinden."

"Dieser Krieg muss ein Ende haben", forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. "Seit Jahren leidet in besonderer Weise die Zivilbevölkerung." Es sei entsetzlich, dass die Großmächte keinen Weg gefunden hätten, "dieses Schlachten zu beenden". Dringend notwendig sei eine funktionierende gesundheitliche Versorgung der Menschen. Marx sagte: "Militärische Lösungen wird es nicht geben, das ist ganz klar, und auch Militärschläge führen nicht zum Ziel." Es gelte nun, sich "mit gutem Willen an einen Tisch zu setzen".

Marx erinnerte an einen Syrien-Besuch mit Studenten im Jahr 2000. Er habe dieses Land "wirklich geliebt". "Und deswegen leide ich sehr, wenn ich die Bilder sehe aus Homs, aus Damaskus." Bedford-Strohm betonte: "Wir beten jeden Tag für die Opfer in Syrien." Die Vertreter der beiden großen Kirchen äußerten sich am Rande der bundesweiten Eröffnungsfeier der ökumenischen "Woche für das Leben".

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen Kommission "Justitia et Pax", sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Meine Angst ist, dass durch diese Militärschläge die Eskalationsschraube sich weiter dreht." Er kritisierte US-Präsident Donald Trump: "Über Twitter werden irgendwelche Dinge angekündigt, also wirklich stärkste militärische Mittel: das finde ich verheerend für die internationale Politik."

Bischof von Aleppo: Jetzt kämpfen die Hauptakteure in Syrien

Mit scharfen Worten hat der katholische Bischof von Aleppo, Georges Abou Khazen, auf die jüngsten Raketenangriffe in Syrien reagiert. "Mit diesen Raketen haben sie die Maske fallen lassen", sagte er im Gespräch mit dem katholischen Pressedienst SIR (Samstag).

"Erst war es nur ein Stellvertreterkrieg. Jetzt bekämpfen sich die Hauptakteure", so der Apostolische Vikar für Aleppo. Zu Beginn des achten Kriegsjahres in Syrien seien die kleinen Akteure besiegt, nun zeigten sich "auf dem Feld die wahren Protagonisten des Konflikts".

Nach den Angriffen der Amerikaner, Engländer und Franzosen sei es zudem noch schwieriger, "den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Duma zu beweisen", so Abou Khazen. "Jeder Friedensappell verhallt im Nichts, nur Papst Franziskus hofft weiter auf den Frieden und wir mit ihm." Vor allem hoffe er jetzt, dass sich die jüngsten Angriffe nicht in andere Richtungen ausweiten: Dies wäre sehr gefährlich, der Konflikt geriete damit noch mehr außer Kontrolle.


Ein syrischer Soldat während einer Demo / © Hassan Ammar (dpa)
Ein syrischer Soldat während einer Demo / © Hassan Ammar ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa
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