Bandenkrieg in Brasilien

Gefängnis-Massaker mit 60 Toten

Ein Bandenkrieg in einem Gefängnis im nordbrasilianischen Manaus hat rund 60 Tote gefordert. Das berichteten brasilianische Medien am Montag. Die Polizei stürmte das Gefängnis.

Stacheldraht über einer Gefängnismauer (KNA)
Stacheldraht über einer Gefängnismauer / ( KNA )

Am Sonntagabend hatten demnach Mitglieder einer Bande Mitgefangene im Gefängniskomplex Anisio Jobim angegriffen. Die Gewaltakte dauerten rund 17 Stunden an, bevor die Polizei das Gefängnis am Montagmorgen stürmte. Sieben als Geiseln gehaltene Wächter konnten offenbar unverletzt befreit werden.

Bei dem Bandenkrieg soll es laut Polizei um die Vorherrschaft beim lokalen Drogenhandel gehen. So hätten Mitglieder der aus Manaus stammenden Bande „FDN - Familia do Norte“ (Die Familie aus dem Norden) Mitglieder der aus dem südbrasilianischen Sao Paulo stammenden Bande „PCC - Primeiro Comando da Capital“ (Erstes Hauptstadtkommando) angegriffen. Alle Toten sollen der PCC angehören, was laut Polizeiangaben für ein „regelrechtes Massaker“ spricht.

Zweitgrößtes Gefängnis-Massaker Brasiliens

Nur wenige Stunden vor der Gewalteskalation waren am Sonntagmorgen Gefangene aus einem anderen Gefängnis in Manaus ausgebrochen. Bisher soll die Polizei 15 Flüchtige wieder eingefangen haben. Wie viele Gefangene insgesamt flohen und ob die beiden Ereignisse in Zusammenhang miteinander stehen, ist bisher nicht bekannt.

Sollte sich die Zahl der Opfer bestätigen, wäre es das zweitgrößte Massaker in einem brasilianischen Gefängnis überhaupt. Im Jahr 1992 kamen im Carandiru-Gefängnis in Sao Paulo 111 Gefangene ums Leben. Allerdings sollen die meisten Opfer während der Erstürmung durch Spezialkräfte der Polizei exekutiert worden sein.

Häufige Gewaltakte in letzter Zeit

In den vergangenen Monaten war es vermehrt zu Gewaltakten in Gefängnissen gekommen. Im Oktober hatte Brasiliens Justizminister erklärt, dass derzeit landesweit ein Bandenkrieg um die Vorherrschaft im Drogenhandel tobe. So soll die PCC bereits zahlreiche Viertel in Rio de Janeiro unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ihr Einfluss reiche sogar bis ins Nachbarland Paraguay, so die Justiz.


Quelle:
KNA