Lehmann fordert, die vom Papst gewährte Freiheit zu nutzen

"Wir haben nicht ewig Zeit"

Neue Wege gehen: Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die deutschen katholischen Bischöfe aufgerufen, die von Papst Franziskus eröffneten Freiheiten für die Kirchen vor Ort zu nutzen.

Kardinal Lehmann / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Kardinal Lehmann / © Fredrik von Erichsen ( dpa )

"Franziskus will, dass wir neue Wege erkunden. Manchmal muss man nicht erst darauf warten, bis sich der ganze große Tanker bewegt", sagte Lehmann am Mittwochabend in Freiburg. Er verwies auf Annäherungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche und auf die Debatte um den Sakramentenausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen und um den Zölibat.

Reformen notwendig

Im Blick auf den Priestermangel und eine sinkende Zahl von Gläubigen mahnte der frühere langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, den richtigen Zeitpunkt für Reformen nicht zu verpassen. "Allen Konfessionen steht das Wasser bis zum Hals. Wir haben nicht ewig Zeit", sagte der Kardinal. Er fügte hinzu: "Was hindert uns eigentlich daran, verheiratete Ständige Diakone, die einen großartigen Dienst in der Kirche leisten, auch zu weihen, damit sie auch priesterliche Dienste übernehmen können?"

Chance für Ökumene

Das aktuelle Gedenken an 500 Jahre Reformation bezeichnete Lehmann als Chance für die Kirchen und die Ökumene. "Wir haben viel erreicht, in den Gemeinden vor Ort wird sehr viel Gemeinschaft gelebt. Was fehlt, ist eine Verständigung darüber, wie eine Kircheneinheit konkret aussehen soll."

Lehmann sprach in der Universität Freiburg mit dem früheren ZDF-Intendanten Markus Schächter. Dabei blickte der 80-Jährige auch auf seine Freiburger Zeit als Professor zurück. Er lehrte hier bis zu seiner Ernennung zum Mainzer Bischof 1983 Theologie. Im Mai nahm Papst Franziskus dann Lehmanns altersbedingtes Rücktrittsgesuch als Mainzer Bischof an.


Quelle:
KNA