Die Landesausstellung über Bier muss im Kloster stattfinden

Das Gebräu der Brüder und Schwestern

Kloster - Bier - Bayern. Diese Verbindungslinie zieht die Bayerische Landesausstellung 2016 schon durch den Schauplatz Kloster Aldersbach im Passauer Land.

Autor/in:
Marion Krüger-Hundrup
Eine Maß Bier / ©  Peter Kneffel  (dpa)
Eine Maß Bier / © Peter Kneffel ( dpa )

Wenn man die Augen etwas zukneift und die Fantasie spielen lässt, tummeln sich tatsächlich Mönche in wehenden Kutten im Innenhof des Klosters Aldersbach. Oder sie rollen Bierfässer über das Pflaster. So muss es einst gewesen sein in diesem niederbayerischen Dorf im Passauer Land, in dem Ordensmänner aus dem oberfränkischen Zisterzienserkloster Ebrach eine Niederlassung gründeten. Seit 1268 ist in Aldersbach klösterliche Biererzeugung nachweisbar.

Längst brauen hier keine Mönche mehr, weltliche Braumeister sind in moderne Produktionshallen eingezogen. Und doch gibt es wohl keinen geeigneteren Ort für eine Landesausstellung mit dem Titel "Bier in Bayern", die Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) offiziell am 28. April eröffnen wird. Die Verbindungslinie "Kloster-Bier-Bayern" ist in Aldersbach allein schon durch die Geschichte gezogen. Und durch die historischen Schauräume im ehemaligen Klostergebäude, die ihre barocke Pracht vor allem in Gewölbemalereien präsentieren.

Geschichte in Bildern festgehalten

"Klöster spielten eine wichtige Rolle im Brauprozess", berichtet Projektleiter Rainhard Riepertinger aus dem veranstaltenden Haus der Bayerischen Geschichte bei einem Rundgang durch die noch im Aufbau befindliche Ausstellung. Er bleibt im einstigen Klostersaal vor alten Fotos stehen, die Mönche beim Brauen zeigen. Darunter ein prall gefüllter Getreidesack aus der Ettaler Klosterbrauerei. Bestimmt hätten sich noch weitere Exponate aus bayerischen Klöstern mit Brautradition finden lassen.

Bier zunächst für den Eigenbedarf

300 solcher Betriebe existierten zum Zeitpunkt der Säkularisation um 1802/03 auf dem Gebiet des heutigen Bayern. Regional entfielen auf Altbayern knapp 60 Prozent, auf Schwaben und Franken je rund 20 Prozent. Die Klöster produzierten Bier zunächst hauptsächlich für den Eigenbedarf. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) wurden Überschüsse zunehmend kommerziell verwertet. Die Bedingungen dafür waren günstig: Gerste, Hopfen und Sudholz konnten die Klöster zumeist aus der eigenen Land- und Forstwirtschaft beziehen. In der Regel mussten sie darauf auch keine Steuern entrichten. Der Bierverkauf erwies sich für die Gottgeweihten als lukratives Geschäft. Die Brauhäuser erzielten beträchtliche Einnahmen, gemessen an den gesamten Einkünften eines Klosters: Das konnten in Weltenburg über 24 Prozent, in Andechs sogar fast 42 Prozent sein. Projektleiter Riepertinger plaudert über "ein Stück bayerische Lebensart", die dem Bier brauenden und trinkenden Mönch gern zugeschrieben wird. Dieser verkörpert brautechnische Tradition und außergewöhnliche Bierqualität.

Mönche als Bierreklame

Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand das bis heute populäre Bild, das schon der Münchner Kardinal Michael von Faulhaber in den späten 1920er Jahren scharf kritisierte: Mönche als Bierreklame. Der oberhirtliche Protest nutzte nichts. Selbst Brauereien, die nicht einmal historisch auf klösterliche Vorläufer verweisen konnten, nutzten Ordensleute als Werbefiguren.

Die Säkularisation hat das Klosterbrauwesen in Bayern nicht vollends ausgelöscht. Einige wenige dieser Braustätten überlebten. Nach der Wiedergründung von klösterlichen Gemeinschaften im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden auch neue Sudstätten. Braukundige Benediktiner, Franziskaner, Zisterzienserinnen trugen dazu bei, das wirtschaftliche Fundament ihrer Klöster zu sichern. Die meisten klösterlichen Brauhäuser stellten jedoch nach 1918 oder dann in den 1950er Jahren den Betrieb ein. Bis 1979 ging die Zahl auf sieben zurück.

Rückgang der Braustätten

Das niederbayerische Mallersdorf darf sich heute einer internationalen Ausnahmestellung rühmen. Dort betet und arbeitet die letzte klösterliche Braumeisterin der Welt, die Franziskanerin Doris Engelhard (67). Alle anderen bayerischen Klosterbrauereien sind entweder verkauft, verpachtet oder werden von weltlichen Mitarbeitern betrieben.


Quelle:
KNA