Vor 500 Jahren starb ein Wegbereiter des modernen Spanien

Ferdinand, der "Katholische König"

An der Seite seiner Frau Isabella I. von Kastilien prägte er eine Epoche, die Spanien und Teile der Welt verändern sollte: König Ferdinand II. von Aragonien. An diesem Samstag jährt sich sein Todestag zum 500. Mal.

König Ferdinand II. von Spanien  (dpa)
König Ferdinand II. von Spanien / ( dpa )

Historische Konstellationen und Zufälle wollten es, dass Ferdinand II. von Aragon (1452-1516) seinen herausragenden Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hat. Im selben Atemzug wird stets Isabella I. von Kastilien genannt, die er 1469 heiratete. Ein Visionär war Ferdinand sicher nicht - doch in seine Regentschaft fielen von ihm mitgetragene Ereignisse, die die Geschichte Spaniens und von Teilen der Welt verändern sollten: vor allem die Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus, der in Diensten des Monarchenpaars stand, und der Fall des letzten Maurenreiches auf spanischem Boden.

Schauplatz war Granada, wo sich der Herrscher Boabdil ergab. Damit fand die "Reconquista" nach fast 800 Jahren muslimischer Herrschaft ihren Abschluss. Diese Rückeroberung stand im Zeichen des Kreuzes und unter der Schutzherrschaft des heiligen Jakobus.

Inquisition und Vertreibung der Juden

In der Innenpolitik kamen in Ferdinands Ära die Einführung der Inquisition, die Vertreibung der Juden und Zwangsbekehrungen muslimischer Glaubensfeinde hinzu. Außenpolitisch teilten sich Spanien und Portugal 1494 durch den Vertrag von Tordesillas vorsorglich ihre kommenden Besitztümer in der "Neuen Welt" auf. Lateinamerika wurde künftig teils spanisch, teils portugiesisch geprägt.

Ferdinand, auf Spanisch Fernando, stammte aus Sos del Rey Catolico, heute ein pittoreskes Steindorf im Norden Spaniens. Der Beiname des Ortes "Rey Catolico" bedeutet "Katholischer König". Dieser Ehrentitel wurde Ferdinand Ende des 15. Jahrhunderts von Papst Alexander VI.

(1492-1503) verliehen, jenem berühmt-berüchtigten Renaissancefürsten aus der spanischen Dynastie der Borgia. Isabella durfte sich fortan "Katholische Königin" nennen.

Keine weltpolitischen Visionen

Die "Katholischen Könige" waren freilich nicht gläubiger als andere. Ihr Wirken war vorrangig von politischen Überlegungen geleitet und wohl nicht von außerordentlichem Weitblick gelenkt. Über weltpolitische Visionen dürften ein 17-Jähriger und eine 18-Jährige - so alt waren Ferdinand und Isabella zum Zeitpunkt ihrer Heirat in Valladolid - nicht verfügt haben.

In der historischen Rückschau bedeutete ihr Eheschluss allerdings nicht nur, dass die Reiche Kastilien und Aragonien, also weite Teile der Iberischen Halbinsel, künftig eng verknüpft sein würden. Die Eheunion bereitete auf längere Sicht den Boden zur Entstehung des modernen spanischen Nationalstaates, der gesamtspanischen Monarchie und des Aufstiegs im 16. Jahrhundert zur Kolonial- und Weltmacht. Zudem legten die "Katholischen Könige" die Grundlagen des spanischen Staatskirchentums.

Gräber in Granada

Nach dem Tod seiner Frau Isabella 1504 übernahm Ferdinand zunächst die Regentschaft auch in Kastilien. Kurzzeitig gab er sie an seinen Schwiegersohn Philipp den Schönen, den Gemahl seiner Tochter Johanna (genannt "die Wahnsinnige"). Nach Philipps frühem Tod 1506 übernahm Ferdinand die kastilische Herrschaft aufs Neue. Er heiratete in zweiter Ehe Germaine de Foix, eine Nichte des Königs von Frankreich.

Unter Ferdinands Führung wurde 1512 die letzte fehlende Krone, die des Königreichs Navarra, in die entstehende spanische Monarchie eingegliedert. Ferdinand II. starb am 23. Januar 1516 in Madrigalejo in der Extremadura. Begraben liegt er, zusammen mit Isabella, im andalusischen Granada in der "Königlichen Kapelle" Capilla Real. Dort findet am 500. Todestag, dem 23. Januar, ein großer Gottesdienst statt. Auch in seinem Sterbeort Madrigalejo stehen Gedenkfeierlichkeiten für den "Katholischen König" an.


Quelle:
KNA