Heilige Pforten in deutschen Bistümern eröffnet

Bischöfe mahnen zu Miteinander und Respekt

Wie bereits in Köln am Dienstag so haben am Wochenende die Bischöfe in mehreren deutschen Bistümern den Start des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit gefeiert. Dabei öffneten sie die Heiligen Pforten, die es zum ersten Mal nicht nur in Rom gibt.

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte der Lateranbasilika  / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte der Lateranbasilika / © Cristian Gennari ( KNA )

Papst Franziskus selbst hat am Sonntag die Pforte der Lateranbasilika geöffnet, seiner eigentlichen Bischofskirche als Bischof von Rom. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wandte sich in München gegen einen Missbrauch der christlichen Identität, um andere Menschen auszugrenzen. "Die Identität des Christen ist nie gegen jemanden gerichtet - sie ist gegen Hass, gegen Krieg, gegen Unterdrückung, gegen Ausgrenzung gerichtet, aber nie gegen Menschen."

Das Heilige Jahr sei dagegen eine Einladung, sich wieder auf die Mitte des Glaubens zuzubewegen, betonte Marx. "Gerade in diesen turbulenten Zeiten, da wir in schwierigen politischen Auseinandersetzungen stehen, in der Flüchtlingsfrage, der Einheit Europas, dem Frieden in der Welt, müssen wir uns neu besinnen, wer wir als Christen sind."

"Ohne Barmherzigkeit kein lebenswertes Miteinander"

Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger forderte "Solidarität mit Menschen, die weniger leistungsfähig sind, weil sie etwa krank sind, der Pflege bedürfen, oder weil sie wegen ihrer Herkunft noch fremd sind in unserem Land". Barmherzigkeit im öffentlichen Leben habe nichts mit Willkür oder Abspeisung von Bedürftigen zu tun, sondern geschehe auf Augenhöhe. "Ohne Barmherzigkeit gibt es kein lebenswertes Miteinander", so der Erzbischof.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker nahm ebenfalls Bezug auf die Flüchtlingssituation. "Zurzeit erfahren wir in unserem Land und darüber hinaus ganz konkret, was es bedeutet, zur Nächstenliebe herausgefordert zu sein", sagte er und ermutigte dazu, Hilfe und Einsatz für Flüchtlinge in die Öffentlichkeit zu tragen. "Gute Beispiele und Vorbilder können wiederum auch andere Menschen auf gute Ideen bringen."

"Viel Respektlosigkeit und Verachtung zu spüren"

In Bamberg nahm Erzbischof Ludwig Schick den Umgangston in der Gesellschaft in den Blick. In den Medien, in Internetforen oder Leserbriefen seien viel Respektlosigkeit und Verachtung zu spüren. "Lasst uns die Barmherzigkeit neu lernen und tun!" Eine wohlhabende Gesellschaft sei nicht automatisch eine Wohlfühlgesellschaft, so der Erzbischof. Oft sei sogar das Gegenteil der Fall.

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sagte, es füge sich gut, dass das Martinsjubiläum in das Heilige Jahr falle. Sankt Martin, dessen 1.700. Geburtsjahr 2016 begangen wird, könne bis heute zu barmherzigem Handeln und zur Nächstenliebe anspornen, so Fürst. Als Beispiel nannte der Bischof unter anderem die Aufnahme von Fremden und Obdachlosen.

Heilige Pforten erstmals auch in den Bistümern

Heilige Pforten symbolisieren, dass den Gläubigen in diesem Jahr der Umkehr und des Pilgerdaseins ein besonderer Weg zum Heil offensteht. Üblicherweise ist der Ritus der Heiligen Pforte mit den vier Papstbasiliken in Rom verbunden. Papst Franziskus hatte jedoch gewünscht, dass möglichst viele Katholiken weltweit im Heiligen Jahr, das am 8. Dezember im Vatikan begann, diese Frömmigkeitsübung vollziehen können.

Das Erzbistum Köln hatte das Heilige Jahr der Barmherzigkeit mit einem festlichen Gottesdienst am Dienstag eröffnet. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bezeichnete Barmherzigkeit als "wunderbares Wort". Als Gottes Ebenbild sei der Mensch berufen, ihn nachzuahmen: "Erlassen sollen wir anderen die Schuld. Einlassen sollen wir uns auf die Not der anderen. Diese Liebe will uns alle durch und durch verwandeln und so barmherzig werden lassen, wie der Vater selbst es ist. Jesus Christus – die lebendige Pforte zu Gott – ist es, der in uns wirkt, wenn wir durch die Pforte der Barmherzigkeit gehen."


Quelle:
KNA , DR
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