Forscher untersucht Sprachwandel von Weckmann, Stutenkerl und Co

Vom Nikolaus-Begleiter zum Martinsfest

Für Sprachforscher ist das süße Hefegebäck mit Rosinenauge eine wahre Fundgrube. Weckmann heißt es nur im Hoch-Bäcker-Deutsch, viele weitere Namen sind im Umlauf, erklärt Georg Cornelissen vom Landschaftsverband Rheinland.

Weckmänner oder Klaskerle? (KNA)
Weckmänner oder Klaskerle? / ( KNA )

Wenn Sankt Martin und Nikolaus näher rücken, hat er wieder Konjunktur: Der Hefe-"Mann" mit oder ohne Tonpfeife, der im November und Dezember in vielen Bäckereien zu kaufen ist. Bundesweit sind für das geformte Brot, das in den meisten Gegenden auf Nikolaus, in manchen aber auch schon auf Sankt Martin verweist, sehr viele Namen im Umlauf. "Im Bäckerei-Hochdeutsch wird daraus dann der Weckmann", sagte Sprachforscher Georg Cornelissen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) am Dienstag in Köln. Besonders ideenreich ist man offenbar im Kreis Viersen, wie Cornelissen jetzt herausgefunden hat. So könne man in den Bäckereien am Niederrhein problemlos auch einen "Buckmann", "Weckkerl", "Bauchmann", "Klaskerl" oder "Korinthenkerl" bestellen.

Wie sich bei Sprachuntersuchungen des LVR gezeigt hat, sind in den Dialekten des Kreises noch mindestens sechs unterschiedliche Bezeichnungen für den Teigmann in Gebrauch: "Buckmoan", "Weckmann", "Weckkäll", "Weckpopp", "Kloaskäll" und "Krentekäll". Dabei existieren allein vom "Buckmann" (hochdeutsch: Bauchmann) die Aussprachevarianten "Buckmoan", "Buggemoan" oder "Buckmännke".

"Kloaskäll" und "Krentekäll" könnte zu hochdeutschen Formen wie "Klaskerl" (also Nikolauskerl) oder "Korinthenkerl" (im Hinblick auf die für die Verzierung verwendeten Rosinen) führen. Mundartliches "Weckpopp", hier und dort zu hören, wäre in wörtlicher Übersetzung eine "Weckpuppe".

In manchen deutschen Gegenden erhalten die Kinder nach dem Laternenumzug zu Sankt Martin nur dann einen Weckmann, wenn sie ihn mit anderen teilen. Damit wird an die Geste des römischen Soldaten und späteren Bischofs Martin von Tours (um 316 - 11. November 397) erinnert, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Häufig kommen die Kinder an ihren "Weckmann" oder "Stutenkerl", indem sie in ihren Wohnvierteln von Tür zu Tür gehen und Martinslieder singen. Dieser Brauch, der deutlich älter und freundlicher ist als das zu Halloween (31. Oktober) übliche "Süßes oder Saures", firmiert im Rheinland unter "Schnörzen".

Egal, wie das Teigstück genannt wird: Der christliche Brauch geht auf den Beginn der früher üblichen sechswöchigen vorweihnachtlichen Fastenzeit zurück - ein süßer Vorgeschmack auf Martinsgans und Christstollen. 

 


Quelle:
KNA