Der Theologe Peter Dyckhoff über die Aktualität von Franziskus‘ und Klaras Klosterregeln

Eine Ermutigung, einfach zu leben

Nach der Wahl von Papst Franziskus hat sich Peter Dyckhoff noch einmal die Klosterregeln der Heiligen Franziskus und Klara genauer angeschaut. Im domradio.de-Interview erklärt der katholische Autor und Theologe, warum sie noch immer aktuell sind.

Der Heilige Franziskus (dpa)
Der Heilige Franziskus / ( dpa )

domradio.de: Als wir am 13. März einen neuen Papst bekamen, der sich den Namen Franziskus wählte, hatten Sie sofort die Idee zu einem Buch. Warum?

Dyckhoff: Es war ja schon eigentümlich, dass er sich einen ganz neuen Namen gegeben und sein Leben unter das Motto des Heiligen Franziskus gestellt hat. In dem Augenblick, als ich das hörte, dachte ich an die Klosterregeln des Heiligen Franziskus und der Heiligen Klara. Ihre Klosterregel war überhaupt die erste einer Frau, die in Rom akzeptiert wurde. Also dachte ich: Schau doch mal in die Regeln rein, vielleicht kommt da eine Botschaft, einfacher zu leben, zum Ausdruck. Und genau so war es. Es sind keine lange Regeln, sie sind sehr kurz. Deshalb kann man auch kaum von einem Buch sprechen, es ist mehr ein Büchlein. Aber: eine Ermutigung, einfach zu leben. Und darum ging es mir.

domradio.de: Warum haben Sie sich für beide - Franziskus und Klara - entschieden?

Dyckhoff: Ich finde es immer großartig, wenn nicht nur ein Mann als Persönlichkeit auftritt, sondern wenn er auch ein Pendant hat, eine geistliche Schwester. So dass das weibliche Element auch wirklich zum Tragen kommt. Darauf hat Franziskus auch größten Wert gelegt: Dass sich seine Ermutigung, einfacher zu leben, nicht nur auf Männer und dadurch bedingt elitäre Gruppen beschränkt, sondern alle Menschen angeht.

domradio.de: Von welchen Regeln sprechen wir?

Dyckhoff: Klara hat ihre Regeln und damit ihr Erbe für die Klarissen erst am Ende ihres Lebens bestätigt bekommen, und diese Regeln beziehen sich im Prinzip nur auf das Verhalten von Frauen: Wie man sich kleidet, wie man isst, wie man sich Männern gegenüber benimmt. Und das ist ganz großartig von ihr gestaltet worden. Natürlich durchzieht ihre Regeln die Botschaft, sich nach dem Evangelium zu richten. Und Franziskus - da nenne ich einen Satz, der mich immer wieder berührt: Es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er auch so viel gesündigt haben, so viel er nur sündigen konnte, der deine Augen gesehen hat und dann von Dir fortgehen müsste ohne Dein Erbarmen, wenn er Erbarmen sucht. Hier sagt Franziskus, dass jede Begegnung Gott verantwortet und jede Begegnung gibt auch dir Verantwortung.

domradio.de: Warum ist dieses Thema noch immer aktuell?

Dyckhoff: Franziskus dehnt, was er schreibt, auch alle Männer und Frauen aus, und letztlich tut es auch Klara. Das hat etwas Universales und Zeitüberdauerndes. Und wenn unser neuen Papst das verwirklich, dann ist das eine wunderbare Fortsetzung dessen, was Papst Benedikt XVI. grundgelegt hat: die Caritas, die Liebe.

domradio.de: Welche konkreten Tipps geben Sie zum einfachen Leben?

Dyckhoff: Ein Tipp: Einfach mal zwischendurch Pausen machen und sich nicht in der lauten und hektischen Welt total verausgaben, nicht Sklave der Arbeit werden, sondern immer mal wieder kreative Pausen einlegen, in denen ich Gott näher komme und einfach mal schweige. Ein anderer ist der Empfang der Sakramente: Suchen Sie sich einen Geistlichen, bei dem Sie beichten und damit das Sakrament der Versöhnung empfangen können. Um dann die Eucharistie zu empfangen - das höchste und heiligste, was wir in der katholischen Kirche haben. Und dieser Weg führt immer über das Evangelium und die über die Bergpredigt: arm sein im Geiste. Und die Armut durchzieht beide Klosterregeln. Ich muss nicht arm von materiellen Dingen sein, sondern besonders im Geist.

Das Buch "Franziskus und Klara. Ermutigung, einfach zu leben" von Peter Dyckhoff hat 96 Seiten, kostet 9,95 Euro und ist gerade im Verlag media maria erschienen.

Das Gespräch führte Heike Sicconi.


Peter Dyckhoff / © privat
Peter Dyckhoff / © privat
Quelle:
DR