Bischof kritisiert Umgang mit öffentlichen Personen im Internet

"Hinrichtung"

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hält die verbreitete Skandalisierung im Internet auf Kosten einzelner Personen für unverantwortlich.

 (DR)

Ihn überkomme das "kalte Grausen" über die Häme, die im Internet über öffentliche Personen ausgegossen werde, die Fehler gemacht hätten, sagte er am Samstag im "Bayerischen Rundfunk". "Manchmal werden Menschen aus dem Hinterhalt der Anonymität des Internets regelrecht hingerichtet", kritisierte er.

Mit "zwiespältigen Gefühlen" betrachte er auch die Unerbittlichkeit, mit der Zeitungs- und Fernsehjournalisten Menschen anprangerten. Gründliche Recherche und öffentliche Kritik seien zwar unerlässlich. Doch stelle sich die Frage, ob die fortgesetzte Skandalisierung nicht eher das Ziel habe, im gnadenlosen Wettbewerb um Einschaltquoten Klicks und Auflagen die Nase vorn zu haben.

Traurige Konsequenz daraus sei, dass Politiker aus Furcht, sofort abgestraft zu werden, immer seltener etwas "Kantiges, Unkonventionelles" sagten und stattdessen nach allen Seiten abgesicherte Reden hielten, sagte Bedford-Strohm.

Er wünsche sich daher von den Politikern mehr öffentlich sichtbare Nachdenklichkeit und mehr Mut zum Risiko bei öffentlichen Diskussionen. Von den Zuhörern wünsche er sich weniger Entrüstung über andere und mehr Blick für die eigenen Fehler.

 


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