Weltwassertag

Der Kampf ums blaue Gold

Der Fluss, in dem Jesus getauft wurde, ist nur mehr ein trübes Rinnsal Breite. Längs des Jordan stehen heute Armeeposten. Ansprüche melden Israel, Jordanien und Palästina an - Zeichen dafür, wie umstritten der Zugang zu Wasser ist.

Autor/in:
Joachim Heinz
Ein Wassertropfen / ©  Jens Büttner (dpa)
Ein Wassertropfen / © Jens Büttner ( dpa )

Das von den UN ausgerufene "Internationale Jahr der Kooperation im Bereich Wasser" soll nach friedlichen Lösungen im Streit um das kostbare Nass suchen. Passend dazu steht auch der Weltwassertag am Freitag unter dem Motto "Wasser und Zusammenarbeit".

Verständigung über Grenzen hinweg tut not, wie ein Blick auf die Homepage des renommierten Stockholm International Water Institute (SIWI) zeigt. Demnach ist der blaue Planet zwar zu rund 70 Prozent von Wasser bedeckt. Aber nur ganze drei Prozent davon entfallen auf Süßwasservorräte - von denen zu allem Überfluss auch noch mehr als zwei Drittel in gefrorener Form an den beiden Polkappen gebunden sind. Gleichzeitig ist der Wasserbedarf der Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Ein Grund dafür ist das Bevölkerungswachstum. Allein seit 50 Jahren hat sich die weltweite Wasserentnahme verdreifacht.

Schick: kein Handelsgut

Im vergangenen Jahr schlugen die US-Geheimdienste Alarm. Dürren, Überschwemmungen und Mangel an Trinkwasser, so prognostizierten sie in einem Bericht für die US-Regierung, könnten demnach in den kommenden Jahren verstärkt Konflikte schüren. Bei 263 grenzüberschreitenden Flüssen und 300 von mehreren Ländern genutzten großen Grundwasservorkommen eigentlich kein Wunder. Als Hot Spots identifizieren die Experten Teile Asiens und Afrikas sowie den Nahen und Mittleren Osten. Außer am Jordan gärt es beispielsweise am Brahmaputra, der durch Indien und Bangladesch fließt. Oder am Nil, aus dessen Oberlauf Äthiopien das kostbare Nass entnimmt, das später in Ägypten fehlt.

Verschärft werden derartige Konflikte durch die Aktivitäten von Großkonzernen, die längst schon in den Handel mit dem knappen Gut eingestiegen sind. So machen die 64 Marken unter dem Dach von Nestle den schweizerischen Lebensmittelriesen unter anderem zum Marktführer im Wüstenstaat Saudi-Arabien. Rund um den Globus sei ein Wettlauf um die besten Quellen im Gange, mahnt Filmemacher Christian Jentzsch in seiner Dokumentation «Wem gehört das Wasser?», die unlängst im Fernsehen zu sehen war. Die weltweite Wasserprivatisierung habe ihren Preis: In manchen Regionen sei er um bis zu 200 Prozent gestiegen. «Unsere wichtigste Lebensgrundlage darf kein Handelsgut werden», mahnt auch der Weltkirchen-Beauftragte der deutschen Bischöfe, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.

Misereor-Projekt in Afrika

Hoffnung machen Graswurzelprojekte wie das Wasserprogramm des katholischen Erzbistums Parakou im westafrikanischen Benin. In der dünn besiedelten Region kämpfen die Menschen seit Jahren gegen Dürren, Austrocknung der Böden und Wassermangel an. Und das, obwohl der Landstrich in einem der zentralen Flusseinzugsgebiete Afrikas liegt. Niger-, Volta- und Okparafluss fließen durch Benin. Und zugleich durch acht weitere Staaten.

Das vom Hilfswerk Misereor geförderte Projekt in Parakou zielt darauf ab, über Brunnen und Regenrückhaltebecken die Menschen vor Ort mit Trinkwasser und Wasser für die Landwirtschaft zu versorgen, ohne das zerbrechliche Ökosystem in diesem Teil Afrikas zu schädigen. Rund 22.000 Euro pro Dorfgemeinschaft setzt Misereor als Investition für die kommenden 20 Jahre an. Gut angelegtes Geld angesichts der künftigen Herausforderungen durch Klimawandel, Globalisierung und Bevölkerungswachstum.

 

Quelle:
KNA