Der Amoklauf von Newtown weckt in Winnenden schmerzhafte Erinnerungen

"Bis ins Mark"

Nach dem Amoklauf von Winnenden gründete Hardy Schober ein "Stiftung gegen Gewalt an Schulen". Er hatte selber eine Tochter bei der Bluttat verloren. Der Glaube habe ihm damals großen Halt gegeben, sagt er im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Sie haben selber Ihre Tochter bei einem Amoklauf verloren. Wie ist es für Sie, jetzt die Bilder aus den USA zu sehen?

Schober: Ich fühle mit den Eltern, die jetzt ihr Kind verloren haben. Am Samstag habe ich das schreckliche Bild gesehen, das eine Frau zeigt, die gerade am Telefon über den Tod ihres Kindes benachrichtigt wird. Das ist mir ins Mark gegangen. Der Schmerz und die Erinnerungen kommen wieder hoch.

domradio.de: Was kann den betroffenen Eltern jetzt helfen?

Schober: Sie müssen Hilfe zulassen: von Notfallseelsorgern, von Psychologen und allen anderen, die Hilfe anbieten.

domradio.de: Die Hilfe anzunehmen, ist aber wahrscheinlich gar nicht leicht...

Schober: Auch mir ist das anfangs schwer gefallen. Dann bin ich zu meiner Pfarrerin gegangen, die mich sehr unterstützt hat. Der Glaube hat mir damals großen Halt gegeben.

domradio.de: Und dann haben Sie sehr bald das "Aktionsbündnis Winnenden" gegründet, mit dem Sie verhindern wollen, dass sich diese Form der Gewalt an Schulen wiederholt. Wie?

Schober: Auf verschiedenen Ebenen. Zum einen politisch, hier fordern wir die Verschärfung von Waffengesetzen und den Verbot von den sogenannten "Killerspielen". Außerdem leisten wir Präventionsarbeit an Schulen, zum Beispiel mit einem interaktiven Theaterstück, das wir den Schulen kostenlos anbieten.

domradio.de: Können schärfere Waffengesetze wirklich verhindern, was jetzt in den USA wieder geschehen ist?

Schober: Das letzte Glied in der Kette eines solchen Amoklaufs ist das Vorhandensein einer Waffe. Wir wollen kein Waffenverbot, aber mehr Sicherheit. Waffen müssen sicherer gelagert werden - und getrennt von der Munition. Beides gehört an zwei unterschiedliche Orte.

domradio.de: Eine andere diskutierte Ursache ist das Mobbing der Schüler untereinander - ein Thema, dem wir zu wenig Aufmerksamkeit widmen?

Schober: Wir müssen grundsätzlich die unauffälligen und ausgegrenzten Schüler mehr ins tägliche Leben involvieren.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.