Bischof Fürst zu 25 Jahre Aktion Martinusmantel für Arbeitslose

Den Mantel der Gerechtigkeit teilen

Der bischöfliche Aktion Martinusmantel springt seit einem Vierteljahrhundert da ein, wo der Staat bei der Hilfe für junge Arbeitslose Lücken lässt. Im domradio.de-Interview erklärt Bischof Gebhard Fürst, dass bereits 7500 junge Menschen die Fördermaßnahmen in Anspruch genommen haben. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart ist Schirmherr der Aktion.

 (DR)

domradio.de: Wie fördern Sie mit der Aktion Martinusmantel Langzeitarbeitslose, die ja im Mittelpunkt der Aktion stehen. Können Sie einige Beispiele nennen?

Bischof Fürst: Wir fördern langzeitarbeitslose Jugendliche oder Männer und Frauen, die durch Schicksalsschläge oder andere Umstände aus dem Arbeitsmarkt herausgefallen sind, bisher aus eigener Initiative keine Möglichkeit zur Arbeit wiedergefunden haben. Sie versuchen wir wieder einzugliedern, indem wir Qualifizierungsmaßnahmen mit ihnen durchführen. Wir versuchen auch an diese Menschen heranzukommen, dadurch dass wir mit Stadtteilen und mit Kirchengemeinden zusammenarbeiten, so dass hier auch Synergieeffekte entstehen, wo wir gemeinsam diese Menschen qualifizieren. Das ist in vielfältiger Weise schon gelungen, diese Menschen wieder in den Arbeitsmarkt hineinzubringen und zwar kontinuierlich und ständig.



domradio.de: Wie kommt es zur Verbindung mit dem Heiligen Martin?

Bischof Fürst: Der Heilige Martin ist der Diözesanpatron. Er ist aber nicht nur Patron, sondern er ist für uns auch Leitfigur für unser kirchliches Handeln und diese Ereignis vor Amiens ist natürlich etwas ganz besonderes, dass hier jemand seinen Mantel mit einem Frierenden geteilt hat, der ohne diese Mantelteilung wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Das ist ein Bild und zugleich ein Motiv für die Art und Weise, wie wir mit Menschen umgehen, die in Not sind, insbesondere in Not sind, dadurch dass sie keine Arbeit haben. Wir wollen den Menschen Arbeit ermöglichen, sie so wieder in Brot bringen und natürlich in ein neues Leben eingliedern.



domradio.de: Heißt das, Sie springen mit der Aktion auch ein wenig für das ein, was der Staat so in der Arbeitslosenförderung nicht leisten kann und nicht leistet?

Bischof Fürst: Ja, es ist so. Die Förderung von Langzeitarbeitslosen, insbesondere die Eingliederung von jungen Arbeitslosen, da muss man nahe an den Menschen sein, ihre Schicksale kennen, man muss sie ansprechen, sie müssen sich auch in eine Gemeinschaft, in ein Beziehungsgeflecht hineingenommen wissen und das ist dem Staat und seinen Behörden, die oft etwas bürokratisch-ferner sind, nicht so leicht möglich wie das einer Kirchengemeinde und den Menschen, die sich unmittelbar als Ehrenamtliche für sie einsetzen, möglich ist.



domradio.de: Sie feiern am Wochenende, den 25. Geburtstag der Aktion Martinusmantel. Welche Bilanz ziehen Sie nach einem Vierteljahrhundert?

Bischof Fürst: Die Aktion hat eine 25-jährige Erfolgsgeschichte, wenn wir mal die Zahlen anschauen: fast 13 Millionen Euro für mehr als 150 Projekte und Maßnahmen zur Wiedereingliederung von jungen arbeitslosen Menschen. Wir haben 7500 Menschen, die sich von diesen Projekten haben fördern lassen und viele Tausende konnten wir beraten und 20 Prozent von ihnen konnten wirklich in den Arbeitsmarkt hineinvermittelt werden und haben so eine ganz neue Lebenssituation, eine ganz neue Perspektive bekommen.



domradio.de: Am Martinstag wird das Jubiläum groß gefeiert. Was genau haben Sie geplant?

Bischof Fürst: Wir wollen dieses Jubiläum in einer Pfarrkirche feiern, um damit zu zeigen, dass soziales Engagement im Sinne des Heiligen Martins mitten hinein in eine Kirchengemeinde gehört, die in dieser Zeit lebt und nicht für sich selbst da ist, sondern für andere. Wir wollen dieses Fest auch feiern mit den Betroffenen, mit solchen, die bereits in die Arbeitswelt wieder hineingefunden haben, solche, die noch auf dem Weg sind, mit den Spendern und mit denen, die ehrenamtlich und hauptamtlich tätig sind, das zu ermöglichen. Das soll ein Fest sein, wo die Menschen ganz unterschiedlicher Art und Engagements sich auf Augenhöhe begegnen und so im Sinne des heiligen Martins wieder neue Lebensperspektive finden, indem sie etwas für andere tun oder indem an ihnen etwas geschieht, was für ihr Leben von großer Bedeutung ist



Das Interview führte Matthias Friebe (domradio.de)