Zählung der katholischen Gottesdienstteilnehmer

"Die Zahlen steigen auch wieder"

Am Wochenende werden wieder in allen katholischen Kirchen die Gottesdienstbesucher gezählt. Im domradio.de-Interview erklärt Domdechant Robert Kleine, warum ihm trotz sinkender Zahlen in den vergangenen Jahren nicht bange ist und wie es zu einer 600-Prozent-Quote für den Kölner Dom kommt.

 (DR)

domradio.de: Wie genau läuft so eine Zählung ab?

Kleine: Es wird genau geschaut: Wer ist im Gottesdienst? Es gibt Gemeinden, da steht am Eingang jemand und drück für jeden, der kommt, die Zähl-Uhr. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dezent von der Orgelempore aus die Zahl zu überschlagen. Wichtig ist, dass die Zahl festgehalten.



domradio.de: Traditionellerweise wird am zweiten Sonntag im November gezählt, aber auch am zweiten Fastensonntag im Frühjahr. Hat die Auswahl dieser Tage einen bestimmten Grund?

Kleine: Ein einmaliges Zählen wäre sehr zufällig. Dann nimmt man zwei Termine, die vielleicht nicht ganz so geprägt sind. Im Advent kommen erfahrungsgemäß mehr Besucher, in den Sommerferien weniger als sonst. Deshalb diese zwei ganz normalen Sonntage.



domradio.de: Die Zahlen werden dann ausgewertet und man kommt zu einer Quote, d.h. man teilt die Zahl der Katholiken in einem Bistum durch die Zahl der Kirchenbesucher. Da kommt man zu überraschenden Ergebnissen. Vorne liegen die Ostbistümer mit einem Kirchenbesuch von über 20 Prozent. Das Erzbistum Köln lag bei 10 Prozent. Wie kann man das einordnen?

Kleine: So eine Quote muss man vor dem Hintergrund dessen betrachten, was und wen man untersucht. Bei der Diasporasituation hat man zwar weniger Katholiken, aber oft haben sie einen engeren Kontakt zu ihrer Gemeinde, daraus resultieren die höheren Zahlen.



domradio.de: Bezüglich dieser Quote kommt es jetzt ganz speziell beim Kölner Dom zu einer kuriosen Zahl. Denn die Kölner Domgemeinde hat einen Kirchenbesuch von 600 Prozent. Das müssen Sie uns erklären?

Kleine: Das kann man schnell erklären: Offiziell gibt es die Dompfarrei nicht mehr, früher bestand sie aus den Menschen, die in der direkten Domumgebung leben, das sind einige hundert. Zum Dom selber kommen natürlich viel mehr Besucher, auch Touristen. Und wir fragen ja nicht, wer wohnt hier, sondern wer ist insgesamt da. So kommen solche Zahlen zustande, nicht nur für den Kölner Dom.



domradio.de: Welche Zahlen erwarten Sie für dieses Jahr?

Kleine: Auch eine zweimalige Zählung ist immer noch eine zufällige, deshalb würde ich diese Statistik und ihre Zahlen nicht überbewerten. Sie sagen uns, wie es grundsätzlich aussieht. Und sie laden alle Verantwortlichen ein, zu überlegen: Wie können wir noch mal deutlich machen, was der Sonntag ist und was der Besuch des Gottesdienstes am Sonntag bedeutet. Dass wir noch mal stärker werben, damit die Menschen nicht nur eine Sonntagspflicht sehen, sondern dass sie der Einladung Gottes zu dieser Stunde der Christusbegegnung wieder folgen. Wir dürfen nicht nur schauen, ob es wieder weniger Besucher sind. Die Zahlen können auch wieder steigen, besonders im kommenden Jahr, wenn wir in Köln den Eucharistischen Kongress feiern. Dann wird noch mal deutlich, was wir am Sonntag eigentlich feiern. Und da sehe ich den nächsten Befragungen ganz optimistisch entgegen.



Hintergrund: Seit einem Beschluss des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz vom April 1992 werden für Zwecke der kirchlichen Statistik Deutschlands einheitlich am zweiten Sonntag im November die Gottesdienstteilnehmer gezählt. Erfasst werden alle Personen, die an den Gottesdiensten des jeweiligen Sonntags einschließlich der Vorabendmesse teilnehmen. Das Ergebnis der Zählung wird dann am Jahresende in den Erhebungsbogen der kirchlichen Statistik für das Jahr 2012 eingetragen.



Das Gespräch führte Magnus Anschütz.